Die ruhende Seele im Ramadan

Der Ramadan ist anders. Er riecht anders, er schmeckt anders, er fühlt sich anders an. Das Fasten in diesem Monat zügelt zwar den Verzehr, er schärft dafür die Sinne. Schon nach zwei oder drei Fastentagen ändert sich die Wahrnehmung der Umwelt. Sie wird bewusster gesehen, gerochen, gefühlt, geschmeckt.

Es ändert sich der Tagesablauf. Dabei ist es nicht einmal der Wegfall von Mahlzeiten über den Tag, der die Veränderung bringt. Es ist das Aufrechterhalten eines Bewusstseins, eines andauerndes gottesdienstliches Rituals, einer Ibadah. Im Prinzip sind die Muslime während des Fastens in einem anhaltenden spirituellen Zustand. Stetig ist die Erinnerung, das Gedenken an ihren Schöpfer präsent.

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Kein Ramadan wie jeder andere

Viele von uns haben sich in den letzten Wochen gefragt, wie denn der heilige Fastenmonat Ramadan für uns Muslime in Zeiten von „Social Distancing“ und erhöhter gesundheitlicher Achtsamkeit werden könnte. Sagen wir mal so, er wird anders sein als im letzten Jahr.

Eigentlich ist kein Ramadan so wie jeder andere. Wir haben uns daran gewöhnt, tagsüber nichts zu essen oder zu trinken, wenn um uns herum gegessen und getrunken wird. Wir haben uns auch daran gewöhnt geduldig die Fragen unserer nichtmuslimischen Freunde zum Ramadan zu beantworten, inklusive „Auch kein Wasser?“. Wir haben uns ebenfalls daran gewöhnt abends allein oder mit der Familie zusammen mit einer Dattel oder Olive das Fasten zu brechen und darauf zu achten, nicht zu viel auf einmal zu essen. Denn nichts ist bekannter, als das Gefühl mit zu vollen Magen völlig müde lieber auf der Couch einzuschlafen, als zum gemeinsamen Gebet in die Moschee zu gehen.

All das sind für uns fast schon lieb gewonnene Routinen in der Fastenzeit. Ihnen werden wir auch dieses Jahr wieder begegnen, zumindest einige dürften diesmal etwas anders ablaufen. Wir wissen nicht, ob überhaupt Gebete in den Moscheen wegen der wichtigen Corona-Sicherheitsbestimmungen stattfinden können. Viele von uns werden dieses Jahr verstärkt zuhause beten. Auch wenn einige diese Beschränkungen als Zumutung empfinden mögen, so ist sie notwendig, denn hier geht es um eines der wertvollsten Geschenke Allahs an den Menschen: die Gesundheit.

Ein Hadith besagt dazu folgendes:

„Der letzte Gesandte Allahs, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, bestieg das Minbar, dann weinte er und sagte: ‘Bittet Allah um Vergebung und um Gesundheit, denn nach dem Geschenk der Gewissheit gibt es nichts besseres als die Gesundheit.“ (Tirmidhi)

Fast jeder von uns kennt im Familien- oder Freundeskreis Menschen, die gesundheitlich eingeschränkt sind. Bei einigen sind die Einschränkungen vielleicht nur leicht und ihnen fällt das Fasten nicht schwerer als anderen. Bei anderen wiederum sind diese Einschränkungen schwerwiegender, oftmals müssen noch regelmäßig Medikamente genommen werden.

Ähnliches auch bei Menschen, die im Ramadan erkranken und sich körperlich schonen müssen. Für diese Personengruppen, zu denen auch z.B. Schwangere oder Reisende gehören, sieht unser Glauben die Erleichterung vor und man ist vom Fasten befreit. Je nach persönlicher Situation speist man ersatzweise Bedürftige bzw. fastet die fehlenden Tage zu einem anderen Zeitpunkt nach.

„(…) Wer also von euch in dem Monat zugegen ist, der soll in ihm fasten. Und wer krank ist oder sich auf einer Reise befindet, soll eine Anzahl anderer Tage (fasten) – Allah will es euch leicht, Er will es euch nicht schwer machen – damit ihr die Frist vollendet und Allah rühmt, dass Er euch geleitet hat. Vielleicht werdet ihr dankbar sein.“ (Sure 2, Vers 184)

Manchmal kommt es vor, dass wir Menschen begegnen, die trotz aller gesundheitlichen Probleme fasten möchten. Sie haben es früher gerne gemacht und wollen auch dieses Mal nicht außenvor bleiben. So verständlich dieses Gefühl sein mag, so unverständlich erscheint es angesichts der vorhandenen Erleichterungen, die Allah ganz bewusst für diese Menschen erlassen hat. In diesem Fall sollten wir mit diesem Menschen das offene und ehrliche Gespräch suchen und über diese Erleichterungen sprechen. Gerade in diesem Jahr sollte uns allen der gesundheitliche Aspekt im Ramadan bewusster sein, als bisher.

Zeit der Erneuerung

Es ist wieder ein Jahr vergangen und der Ramadan steht uns bevor. Jedes Jahr verbinden wir diesen Monat mit positiven Erlebnissen und den Segnungen des Fastens. Was für Außenstehende häufig wie eine große Überwindung und irrationale Selbstgeißelung wirkt, erleben wir Tag für Tag als zunehmende Erleichterung, als Zeit der Beruhigung unserer körperlichen Funktionen und Schärfung unserer Sinne, die nicht von dauerhaftem Konsum und dem Verzehr viel zu großer Mengen von Allem übersättigt und abgestumpft sind. 

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Der Ramadan ist Gottesnähe

Ruhig ist es, wie an einem warmen Sommerabend auf einer weiten Wiese. Ein leichter Lufthauch umströmt uns, fern aller Hektik und Sorge. So in etwa fühlt sich für viele Muslime der erste Abend des Fastens im Ramadan und viele weitere Abende dieses besonderen Monats an. Diese Minuten vor dem Fastenbrechen, wenn man sich mit seinen Liebsten an den Tisch setzt, aber die Aufmerksamkeit nicht dem Essen gilt, sie fühlen sich besonders intensiv an. Es mag verwundern, dass zu diesem Zeitpunkt nicht der Hunger die treibende Kraft ist. Vielmehr scheint die Seele die Kontrolle über das Fleischliche des Menschen wieder zurückzugewinnen. In diesen letzten Minuten ist dem Fasten eine besondere Ruhe inne.

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Zeit der Freude, Zeit der Vergebung

Wieder ist der Ramadan schnell vorüber gegangen. 30 Tage, in denen
Muslime weltweit zwischen dem Beginn der Morgendämmerung und Sonnenuntergang nicht nur auf Essen und Trinken verzichtet haben, sondern auch mit den Augen, Ohren und mit dem Mund gefastet haben. Sich von negativen Dingen ferngehalten haben.

Dabei scheint es so, als ob dieser ganz besondere Monat erst wenige Tage
alt ist. Jetzt hat man sich gerade an den Rhythmus zwischen spätem Essen
und innerer Einkehr gewöhnt, und schon folgt mit dem Beginn des
dreitägigen Ramadanfestes am Ende der Fastenzeit der sehr deutliche
Übergang in den gewohnten Alltag. Das Ramadanfest ist aber nicht nur ein
Fest, bei dem man sich darüber freut, dass man die Fastenzeit geschafft
hat und nun wieder normal essen und trinken kann.

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Ramadan – Spiritualität für Alle?

Im Ramadan erreicht die Spiritualität der Muslime ihren Höhenpunkt. Der Fastenmonat ist gesegnet von Gottesdiensten, die dem Gläubigen die Möglichkeit geben, körperlich und seelisch Allahs Nähe zu spüren. Sowohl das Fasten als auch das rituelle Gebet und die religiöse Pflichtgabe und Almosen sollen in diesem Monat intensiv verrichtet werden, so dass man sich im Alltag andere Prioritäten setzt muss, um von dem Segen des Ramadans möglichst viel zu empfangen.

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Nur unser Innerstes wird unsere Welt verändern

Anlässlich jedes Freitagsgebetes erleben wir Woche für Woche eine ganz wichtige, weil prägende Dimension unserer Religion. Im Gemeindegebet werden wir jede Woche mit der kollektiven Dimension unseres Glaubens konfrontiert. Unsere tägliche Erfahrung, dass Religion Privatsache ist, wird der Erfahrung, manchmal dem berührenden Moment, manchmal der schwierigen Zumutung ausgesetzt, dass Religion auch eine gemeinsame, eine gesellschaftliche, über die individuelle Erfahrung hinausgehende Wirkungsebene hat.

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Ramadan – Die gemeinsame Basis

Allah hat den Koran für die Menschen als Wegweisung, als eine lebendige Botschaft auf unseren Propheten Muhammad hinabgesandt. Der Koran ist eine lebendige Schrift, die uns Hoffnung gibt, unsere Sinne aktiviert und uns Liebe und Barmherzigkeit erfahren lässt. Er enthält Botschaften, die durch die Rezitation und die Praxis belebt werden sollen.

Im Alltag geht diese Lebendigkeit leider oft verloren. Der Koran dient dann nur als Dekorationsmittel, mit dem wir unsere Wohnzimmerschränke schmücken oder mit dessen Schrift wir unsere Handys oder Facebook-Pinnwände verzieren. Dabei enthält er Botschaften, die wir im Herzen spüren sollten. Wir sollten den Koran lesen und über seine Verse reflektieren, damit wir sie im Alltag umsetzen können. Dabei geht es nicht um die normative Ebene, die in unserer Zeit zunehmend die essentiellen Aspekte unseres Glaubens überschattet. Es ist nicht immer alles „halal“ oder „haram“. Weiterlesen “Ramadan – Die gemeinsame Basis”

Ramadan – An der Grenze zu neuen Anfängen

In der kommenden Woche beginnt der Monat Ramadan. Es ist der neunte Monat des islamischen Mondkalenders. Von Mitte Mai bis Mitte Juni werden wir einen Monat lang uns auf eine der fünf Säulen des Islam stützen – das Fasten. Verschiedene Koranverse verweisen auf das Fasten und auf den Monat Ramadan, unterstreichen den Segen, der diesem Monat und dem Fasten innewohnt und erinnern daran, dass die ersten Verse des Koran im Monat Ramadan offenbart wurden (vgl. 2, 185, 187; 97; 19, 26).

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Persönliche Ramadan-Bilanz

Wir sind am Ende des Ramadan angelangt. Ein Monat liegt hinter uns, dessen Tage wir fastend und dessen Nächte wir im Gebet verbracht haben. Wir haben uns darum bemüht, die uns auferlegten Rituale und religiösen Pflichten in der besten Weise zu erfüllen.

Wir haben Acht gegeben auf den Beginn der Morgendämmerung und damit den Beginn der täglichen Fastenzeit. Wir haben Acht gegeben auf den Sonnenuntergang und damit den Beginn unseres Iftar. Wir haben Geborgenheit gefunden in den nächtlichen Teravih-Gebeten.

Wir haben auf all diese Details geachtet und uns darum bemüht, gute Muslime zu sein.

Aber der Ramadan ist auch der Monat der guten Taten. Wie oft haben wir es geschafft, in diesem Monat einen anderen Menschen glücklich zu machen? Wie viele segensreiche Taten haben wir vollbracht, damit die Gesellschaft, in der wir leben, eine bessere und glücklichere ist, als sie es zum Beginn des Ramadan war? Weiterlesen “Persönliche Ramadan-Bilanz”