Der Ramadan ist Gottesnähe

Ruhig ist es, wie an einem warmen Sommerabend auf einer weiten Wiese. Ein leichter Lufthauch umströmt uns, fern aller Hektik und Sorge. So in etwa fühlt sich für viele Muslime der erste Abend des Fastens im Ramadan und viele weitere Abende dieses besonderen Monats an. Diese Minuten vor dem Fastenbrechen, wenn man sich mit seinen Liebsten an den Tisch setzt, aber die Aufmerksamkeit nicht dem Essen gilt, sie fühlen sich besonders intensiv an. Es mag verwundern, dass zu diesem Zeitpunkt nicht der Hunger die treibende Kraft ist. Vielmehr scheint die Seele die Kontrolle über das Fleischliche des Menschen wieder zurückzugewinnen. In diesen letzten Minuten ist dem Fasten eine besondere Ruhe inne.

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Der Glaube im Instagram-Zeitalter

Was bedeutet es, Muslim zu sein? In unserer Kindheit haben wir in der Moschee gelernt, dass die „32 Pflichten“ (Türkisch „32 farz“) dazu gehören. Demnach realisiert sich der Glaube (iman) im Glauben an die Einheit Gottes, an die Engel, an die Offenbarungen und an die Propheten, an das Jenseits und dem Glaube daran, dass das Schicksal und alles Gute und Schlechte von Gott kommen. Die Umsetzung des Glaubens in die Praxis (islam) besteht im Aussprechen des Glaubenssatzes, im rituellen Gebet, dem Fasten im Ramadan, dem Zahlen der Armensteuer und dem Vollzug der Pilgerfahrt nach Mekka.

Das ist aber natürlich nicht alles. Heute glauben viele Muslime, das Tragen eines Kopftuchs und das Tragen eines Bartes und das räumliche und klangliche Abstandhalten zwischen nicht miteinander verheirateten Männern und Frauen gehöre ebenso zu den Glaubenspfeilern. Viele Muslime glauben auch, dass das Korrigieren von „Fehlverhalten“ von anderen Gläubigen ihnen Bonuspunkte bringt, die sie im Paradies einlösen können.

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Allahs Nähe spüren…

Wir reden oft über den Islam und über Allah, diskutieren über Auslegungen des Koran und debattieren über verschiedene islamische Strömungen. Jeder von uns versucht ein guter Muslim oder sogar der bessere Muslim zu sein. Wir verteidigen aufs Äußerste „unseren“ Islam und missachten alles andere was nicht dieser Vorstellung entspricht und merken dabei nicht, dass wir kleine Stammeskriege führen…

Wie eingeschränkt unsere Denkmuster sind wird bei Sure 2, Vers 115 klar: „Und Allah gehört der Osten und der Westen; wo immer ihr euch also hinwendet, dort ist Allahs Angesicht. Wahrlich, Allah ist Allumfassend, Allwissend.“ Dieser Vers zeigt uns, dass unsere Religiosität nicht territorial begrenzen dürfen, auch haben wir nicht das Recht, den Islam als eine Nation für uns zu beanspruchen. Der Osten und der Westen stehen nicht nur für das Abend- und Morgenland, man kann diese Dualität auf viele Bereiche übertragen: deutsch – türkisch, Mann – Frau, Diesseits- Jenseits usw. Es geht vielmehr darum, diese Dualität zu überwinden, um dann Allah begegnen zu können, der eben allumfassend ist. Weiterlesen “Allahs Nähe spüren…”

Was guckst du?

Es ist überliefert, dass unser Prophet (s.a.s.) während einer Freitagspredigt zu seiner Gemeinde über die Tekbir, also den Ausruf „Allahu Akbar“ („Gott ist groß“), sprach und sie mit folgenden Worten ermahnte: „[…] Warum ruft ihr die Tekbir mit lauter Stimme? Ihr betet nicht zu einem Tauben oder einem Verirrten. Im Gegenteil: Ihr betet zu As-Semi, zu dem, der alles hört. Und zu Al-Basir, zu dem, der alles sieht. Der, zu dem ihr betet, ist euch näher als der Hals des Tieres, auf dem ihr reitet. […] Soll ich dich ein Wort aus den Schätzen des Paradieses lehren? Dieses Wort lautet „La havle vela kuvvete illa billah!“ (Die Stärke und die Kraft sind allein Gottes)

Der Islam ist eine Religion der Aufrichtigkeit, eine Religion der Feinheit und der Schönheit. Er ist nicht die Religion des groben Wortes oder der groben Tat. Selbst als die Gemeinde unseres Propheten (s.a.s.) in Mekka angefeindet wurde und den Islam nur unter großen Widrigkeiten ausüben konnte, hat sie nicht durch lautes Schreien oder ähnliche Aufdringlichkeiten versucht, andere Menschen einzuschüchtern. Weiterlesen “Was guckst du?”