Der Islam ist nicht die Lösung

Den Muslimen dieser Welt geht es schlecht. Wo man auch hinschaut, scheinen sie Anderen unterlegen zu sein. Viele der sogenannten islamischen Länder sind gebeutelt von jahrzehntelanger Willkürherrschaft, von Krieg und Terror. Ökonomisch hinkt die islamische Welt dem Westen weit hinterher. Politisch hat sie, wenn überhaupt, nur geringen Einfluss. In den Wissenschaften und Künsten sind Muslime weltweit kaum bis gar nicht wahrnehmbar. Selbst in den wohlhabenderen Teilen des Globus, in denen es ihnen zumindest wirtschaftlich besser geht, sind sie tagtäglich Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus ausgesetzt.

Für einige liegt die Ursache dieser Missstände ganz klar im Islam selbst. Wenn der Islam nämlich nicht rückständig, gewaltaffin und freiheitsfeindlich wäre, so die Behauptung, dann hätten seine Anhänger heute auch nicht mit all diesen Schwierigkeiten zu kämpfen. Der einzige Weg aus der Misere wäre demnach ein Bruch mit der eigenen religiösen Tradition. Kurzum: der Islam sei das Problem.

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Gewissensfragen

Gewöhnlich findet sich freitags an dieser Stelle ein Text, mit dem das Thema Spiritualität im Islam angesprochen wird. Oder die Autoren versuchen, eben jene Spiritualität durch ihre Texte spürbar zu machen. Aber zuweilen hat man das Gefühl, dass die äußeren Bedingungen unserer Existenz unsere Gedankenwelt derart überlagern, dass kein Platz mehr für Spiritualität bleibt, dass die Kakophonie menschlicher Verfehlungen so laut wird, dass man seine innere Stimme nicht mehr hören kann. Dieser Lärm übertönt jeden Versuch der inneren Einkehr und hindert uns daran, uns auf das Wesentliche zu besinnen.

Das Randständige, das Unbedeutende ist in solchen Momenten derart penetrant und übergriffig, dass es nicht mehr ausreicht, diese Einflüsse zu ignorieren. In den letzten Tagen war ein solcher Lärm zu hören, der die vorsichtigen und bedachten Stimmen, die sich mit den Existenzbedingungen der Muslime in Deutschland beschäftigen, zu übertönen versuchte. Es war ein Umgangston, der von Hass und dem Wunsch nach Ausgrenzung getrieben war. 

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Ramadan – An der Grenze zu neuen Anfängen

In der kommenden Woche beginnt der Monat Ramadan. Es ist der neunte Monat des islamischen Mondkalenders. Von Mitte Mai bis Mitte Juni werden wir einen Monat lang uns auf eine der fünf Säulen des Islam stützen – das Fasten. Verschiedene Koranverse verweisen auf das Fasten und auf den Monat Ramadan, unterstreichen den Segen, der diesem Monat und dem Fasten innewohnt und erinnern daran, dass die ersten Verse des Koran im Monat Ramadan offenbart wurden (vgl. 2, 185, 187; 97; 19, 26).

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Mut zum Frieden

Religion ist Verantwortung. Religion macht verantwortlich. Der Islam in seiner religionspraktischen Ausprägung weist ein beständiges Gleichgewicht von Individualität und Kollektivität aus. Religiöse Praxis hat stets eine höchstpersönliche Dimension und gleichzeitig eine gemeinschaftliche Bedeutung.

Wir verrichten das Ritualgebet, um uns fünfmal am Tag in Demut und Ergebenheit vor unserem Schöpfer zu üben. Gleichzeitig vereint uns das Ritualgebet, wenn es in einer Moschee verrichtet wird, mit anderen Menschen zu einem gemeinschaftlichen Erlebnis.

Wir fasten und verspüren dabei eine sehr persönliche Veränderung. Wir erleben Verzicht, Genügsamkeit und Bescheidenheit. Wir spüren Dankbarkeit für Dinge, die uns im Alltag als selbstverständlich erscheinen. Gleichzeitig werden wir aufmerksamer für die Bedürftigkeit anderer Menschen und entdecken die Freude, die wir durch das Teilen materieller Dinge bei anderen und bei uns hervorrufen können. Wir werden uns dessen bewusst, dass uns Übermaß und Reichtum gleichzeitig auch eine Verantwortung für andere Menschen auferlegt. Weiterlesen “Mut zum Frieden”

Wo Gott ist, ist Hoffnung

  1. „Ein Zeichen davon, dass man sich noch auf seine eigenen Taten verlässt, ist, dass sich bei einem Fehltritt die Hoffnung vermindert.“

Dies ist der erste Aphorismus in der Sammlung „al-Hikam“ des spirituellen Meisters Ibn Ata‘illah al-Iskandari.

Nicht umsonst ist dieser „geistreiche Sinnspruch“, wie der Duden den „Aphorismus“-Begriff vorschlägt, die Einführung zum Werk al-Iskandaris; und nicht umsonst stammt er von einem Geistlichen, einem Sufi, also einem Gottsuchenden, einem, der ungetrübt und deutlich erkennt. Weiterlesen “Wo Gott ist, ist Hoffnung”

Worauf es ankommt

Wir Muslime sind eine vielbeachtete Minderheit in Deutschland. Die Beschäftigung mit dem Islam hat in unserer Gesellschaft viele Facetten und unterschiedlichste Ausprägungen. Manchmal erleben wir als Muslime auch Ablehnung oder gar Anfeindung. Dieser Zustand ist eine Tatsache, vor der wir die Augen nicht verschließen können. Sie darf uns aber nicht in Lethargie, Wehklagen und Untätigkeit zurückfallen lassen.

Unser Prophet (s.a.s) hat selbst Zeiten der Ablehnung und Anfeindung erfahren. Er hat Unrecht und Gewalt erdulden müssen. Im Angesicht all dieser Erfahrungen hat er das Wort Gottes verkündet, das uns in Sure 2, 177 daran erinnert: „Fromm sind auch die, […], die in Not und Leid und zur Zeit der Gewalt geduldig sind. Sie sind es, die wahrhaftig sind, und sie sind die Gottesfürchtigen.“

Wenn wir Unrecht und Benachteiligung beklagen, kann die Geduld allein aber nicht der Schlüssel zur Verbesserung unserer Lebensumstände sein. Denn dazu sind wir als Muslime ja berufen: aktiv zu sein, nicht einfach zu verharren und sich in Selbstmitleid einzurichten, sondern zu handeln. Weiterlesen “Worauf es ankommt”