Die ruhende Seele im Ramadan

Der Ramadan ist anders. Er riecht anders, er schmeckt anders, er fühlt sich anders an. Das Fasten in diesem Monat zügelt zwar den Verzehr, er schärft dafür die Sinne. Schon nach zwei oder drei Fastentagen ändert sich die Wahrnehmung der Umwelt. Sie wird bewusster gesehen, gerochen, gefühlt, geschmeckt.

Es ändert sich der Tagesablauf. Dabei ist es nicht einmal der Wegfall von Mahlzeiten über den Tag, der die Veränderung bringt. Es ist das Aufrechterhalten eines Bewusstseins, eines andauerndes gottesdienstliches Rituals, einer Ibadah. Im Prinzip sind die Muslime während des Fastens in einem anhaltenden spirituellen Zustand. Stetig ist die Erinnerung, das Gedenken an ihren Schöpfer präsent.

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Ein Zimmer zu wenig…

„Ganz gleich, wen ich frage“, schrieb einmal der türkische Dichter Özdemir Asaf (1923-1981), „jeder ist der Ansicht, dass sein Haus ein Zimmer zu wenig habe“.

Nehmen wir diese Aussage doch zum Anlass und horchen kurz in uns hinein. Verfallen nicht auch wir hin und wieder diesem Glauben? Dem Glauben nämlich, dass für das finale Glück in unserem Leben eine größere Wohnung, mehr Geld, ein teureres Auto, das neuste Smartphone, dieser oder jener Gegenstand fehle? Ist es nicht so, dass wir bereits von Kindesbeinen an lernen, Glück und eine höhere Lebensqualität seien vor allem durch mehr Besitz zu erlangen?

Nichts anderes gaukelt uns schließlich die Werbung vor, der wir tagtäglich ausgesetzt sind. Ein richtiges und gutes Leben ist demnach nur durch den Erwerb bestimmter Güter möglich. „Wohnst du noch oder lebst du schon?“ dröhnt es uns etwa vorwurfsvoll und gefühlt an jeder Straßenecke entgegen. „Entdecke das Leben“, werden wir andernorts aufgefordert. Eine Parfümeriekette verheißt uns ein „schöneres“, ein Jeanshersteller ein „erfolgreiches“ Leben. Die Botschaft ist klar: sich mehr Besitz anzueignen – wichtiger noch: mehr zu haben als andere –, erhöht augenscheinlich unseren Wert. Das Aufkommen immer neuer Bedürfnisse und ein uferloser Konsum sind die Folge.

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