Rassismus tötet. Das ist uns nicht erst seit gestern klar. Auch nicht erst nach Hanau. Wir wissen, dass Menschen, die aus rassistischen Motiven hassen, irgendwann auch bereit dazu sind, diesen Hass in mörderischer Weise auszuleben. Das erscheint uns kaum begreifbar. Auch wenn dieser letzte Schritt vom Hassen zum Töten uns unbegreiflich erscheint, ist uns der Hass selbst aber nicht völlig fremd.
In jedem von uns schlummert ein Gefühl, eine Haltung, ein erster Reflex der Ablehnung, der Zurückweisung andere Menschen. Manchmal aus ganz persönlichen Gründen. Wegen schlechter individueller Erfahrungen. Manchmal aber auch aus Gründen, mit denen wir aufgewachsen sind. Mit Vorstellungen darüber, dass andere Menschen vermeintlich nicht so sind wie wir. Sie sind anders. Wir sind mit einer Vorstellung aufgewachsen, dass wir der Maßstab dessen sind, was als normal und gut zu gelten hat. Menschen, die von dieser Vorstellung abweichen, sehen wir häufig nicht als Ausdruck einer gleichberechtigten, einer gleichwertigen Verschiedenheit an. Wir bewerten diese Verschiedenheit. Wir urteilen über die Abweichungen. Dabei werten wir ab. Wir verurteilen.
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