Eines der zentralen Themen unseres Glaubens ist die Frage nach der Natur, nach der Existenz Gottes. Oftmals wird diese Thematik in die Sphäre des Akademischen, des Theoretischen verschoben. Eine Befassung mit den vielen Ansichten und Meinungen zu dieser Frage findet in der alltäglichen Glaubenspraxis unserer Gemeinden kaum statt. Dort und auch in der höchstpersönlichen Glaubenswirklichkeit unseres Alltages finden wir vielmehr das wieder, was den Raum der ausbleibenden Befassung mit diesem Thema ausfüllt – eine stetig zunehmende Personalisierung und Instrumentalisierung Gottes:
Häufig hören wir in Predigten oder Ansprachen gegenüber der Gemeinde Formulierungen wie: „Das sind nicht meine Worte, das sind die Worte Gottes!“ Oder „Das verlangt Gott von euch!“ Oder „Gott will, dass ihr …“
Ähnlich häufig begegnen uns Predigten oder Ansprachen – insbesondere auch in der Jugendarbeit unserer Gemeinden – in denen eine konkrete Vorstellung von Gott und dem Tag der Rechtfertigung dazu dient, Auffassungen und Vorstellungen des in jenem Augenblick Redenden zu legitimieren. Manch einer verfällt in tiefe Angstpädagogik und zeichnet das Bild eines rächenden Gottes, eines bilanzierenden Gottes, der fast schon wie ein Untergebener seiner selbst nach dem Betrachten von vermeintlichen Sünden- oder Tugendregistern zu einer unumstößlich festgelegten Entscheidung zwischen Himmel oder Hölle gezwungen zu sein scheint.
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