Traditionen sind uns wichtig. Wir legen wert darauf, dass unsere Gepflogenheiten, Bräuche und überlieferten Vorstellungen befolgt werden. Wir bewahren unsere Handlungs- und Denkmuster, also all jenes, das nicht angeboren ist, als Grundsubstanz unserer Identität.
Für soziale Gruppen in der Situation der Minderheit fungiert die Traditionsbewahrung und -pflege als wichtiger Träger von Identität, ja geradezu als identitätsstiftend. Für Gruppen in der gesellschaftlichen Rolle der Mehrheit vermittelt die Vorstellung von Tradition und ihrer Bewahrung gleichsam die Definition der eigenen Kultur.
Gerade durch die Bewahrung, die Beständigkeit von Denk- und Handlungsmustern transformiert sich eine personelle Gruppe hin zu einer Kultur. In beiden gesellschaftlichen Rollen ist diese Form der Kulturwerdung so wichtig, dass beide stets in der Furcht davor leben, die eigene Kultur könne aufgebrochen, verwässert, also verändert und damit geschwächt werden. Weiterlesen “Der muslimische Imperativ” →