Die gebildete Unwissenheit

Wir leben in einer Zeit, in der jeder von uns mit einem Smartphone von fast überall Zugang hat zu einer Fülle von Informationen, deren Fülle man sich kaum vorstellen kann. In vielen alltäglichen Dingen bringt dies eine gewisse Erleichterung mit sich. Aber sehr schnell führt es bei uns Menschen auch zu einer Illusion, indem der Unterschied zwischen bloßer Information und fundiertem Wissen immer unkenntlicher wird. Das betrifft ganz unterschiedliche Lebensbereiche. Besonders auffällig sind die Auswirkungen bei der Verbreitung von Fake News, indem ganz unterschiedliche politische Akteure die Überflutung des einzelnen Menschen mit Informationen für sich nutzbar machen. Sie streuen gezielt Nachrichten zur Desinformation und Manipulation, welche die Emotionen und Ängste der Menschen bedienen, und sie somit für eine politische Ideologie empfänglich machen. Weiterlesen “Die gebildete Unwissenheit”

Gefäß ohne Inhalt?

Der muslimische Gelehrte Muhammad Iqbal hat im Zusammenhang mit den Zuständen in islamisch geprägten Gesellschaften ausgeführt: Wenn wir andere Menschen davon überzeugen wollen, dass der Islam ein heilbringendes, ein segensreiches Wertesystem ist, müssen wir ihnen zunächst versichern, dass wir keine Muslime sind.

Das ist eine gleichermaßen deprimierende wie zutreffende Bestandsaufnahme. Und sie hat seit dem Tod Iqbals im Jahr 1938 leider nichts an Aktualität verloren.

Als Muslime verfallen wir seit Jahrzehnten, vielleicht sogar seit Jahrhunderten den immer gleichen Denkfehlern, denen wir auch heute noch allzu leicht zu folgen bereit sind.

Wir sind uns als Muslime gewiss, dass wir mit dem Koran das offenbarte Wort Gottes in Händen halten. Wir verfügen also über eine Textquelle von unermesslichem Wert. Da das Wort Gottes allen Menschen über alle Grenzen von Zeit und Ort hinweg offenbart ist und sie einlädt, dieser Offenbarung zu folgen, kann unsere Gegenwart nur unvollkommen sein, da nicht alle Menschen diese Einladung annehmen. Weiterlesen “Gefäß ohne Inhalt?”

Kein konservativer Muslim

Die öffentliche Diskussion über den Islam in unserem Land ist von einer Sprache geprägt, die hinterfragt werden muss: Häufig ist die Rede von „konservativen“ und „liberalen“ Muslimen. Aber die Formulierung „konservativer Muslim“ ist – wenn man die Offenbarung des Koran ernst nimmt – ein Oxymoron, also eine in sich gegensätzliche Beschreibung. Traditionen, althergebrachte Regeln und überlieferte Ansichten sind beim Blick in den Koran mit großer Vorsicht, ja geradezu mit fundamentaler Skepsis zu behandeln.

In verschiedenen Versen wird auf diesen Aspekt hingewiesen. So heißt es in Sure 2, Vers 170 und Sure 5, Vers 104 und leicht abgewandelt in Sure 31, Vers 21 über jene, die von der Rechtleitung der Offenbarung abkommen: „Und wenn ihnen gesagt wird: ‚Folgt dem, was Gott herabgesandt hat‘, sagen sie: ‚Wir folgen lieber dem, was wir bei unseren Vätern vorgefunden haben.‘ Was denn, auch wenn ihre Väter nichts verstanden haben und der Rechtleitung nicht gefolgt sind?“.

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