Die Schöpfung bewahren

Wir erleben derzeit eine extreme Kältewelle in Europa. Wer morgens früh aus dem Haus muss, um zur Arbeit oder zur Schule zu fahren, wundert sich oft, wann es in den letzten Jahren solch kalte Tage und Nächte gegeben hat. Ein Blick auf die Wetterkarten der letzten Woche offenbarte erstaunliches.

So hatten wir es am Nordpol in manchen Nächten wärmer als tagsüber bei uns. Experten sprechen hier von einer Störung der Luftströmungen, wobei die zunehmende Erderwärmung hier eine gewichtige Rolle spielt. Auch die Winterstürme der letzten Monate zeigen, dass diese extremen Wetterereignisse zunehmen.Neben der natürlichen Erderwärmung spielt vor allem die von Menschenhand verursachte Veränderung des Klimas eine unrühmliche Rolle. Trotz zahlreicher Studien, die den Anteil des Menschen am Klimawandel belegen, ist ein Umdenken für mehr Klimaschutz noch längst nicht bei allen Machthabern dieser Welt angekommen.

Zu sehr geben einseitige wirtschaftliche Interessen und die Ignoranz einiger gegenüber den Folgen des Klimawandels in Form von Dürren und Hungersnöten ein erschreckendes Bild des Menschen im Umgang mit der ihm von Allah anvertrauten Schöpfung als Statthalter auf Erden ab. Humanitäre Extremsituationen und Fluchtbewegungen von tausenden Menschen sind weitere Folgen dieser Ignoranz.

Im Islam gibt es viele Berührungspunkte mit dem Thema Umwelt-, Klima- und Tierschutz. Wer in der letzten Zeit die Gelegenheit zur Pilgerfahrt zu den heiligen Stätten des Islam nach Mekka und Medina im Hochsommer wahrgenommen hat, kann sich gut vorstellen unter welchen harten klimatischen Bedingungen unser Prophet Muhammed (Friede sei mit ihm) und die Menschen vor über 1400 Jahren auf der arabischen Halbinsel zurechtkommen mussten.

Es ist daher nicht verwunderlich, dass es an vielen Stellen im Koran und in den Hadithen Verweise auf den sorgfältigen Umgang mit natürlichen Ressourcen gibt. Angefangen beim sparsamen Umgang mit kostbarem Wasser bis hin zum respektvollen Umgang mit Natur und Tieren.

Allah hat uns Menschen diese Erde mit all ihrer edlen Schöpfung anvertraut, daher müssen wir nicht nur als Muslime alles daran setzen, dieses Vertrauen auch zu erfüllen. Gerade für die kommenden Generationen.

So heißt es mahnend im Koran:

„Verderben hat sich zu Lande und zu Wasser gezeigt, durch das, was die Menschen mit ihren eigenen Händen bewirkt haben, damit sie einen Geschmack von dem erhalten, was sie verursacht haben; so dass sie hoffentlich umkehren.“  Qur’an 30: 41

Immer mehr Menschen haben die Zeichen des Klimawandels erkannt und werden selbst aktiv. Gerade Muslime können da in vorderster Reihe mitwirken, sei es als Staat oder jede/r einzeln und zusammen im Alltag. So will Marokko bis 2019 rund 600 Moscheen zu „grünen“ Moscheen umwandeln, welche u.a. ihre Energie aus Sonnenlicht gewinnen. Auch werden Imame geschult im Umgang mit Umwelt- und Klimaschutz, um dieses Wissen in die Gemeinden zu tragen. Das Land forciert zudem den Ausbau der Solarenergie, um weniger abhängig von klimaschädlicher Kohle und Erdöl zu sein.

Im Gegensatz dazu hat das (noch) erdölreiche Saudi Arabien jüngst verkündet, dass man zwar beim Klimaschutz mitmachen will, allerdings nur wenn die Wirtschaft weiter wachse und es nicht zu viele Einschränkungen gebe. Neben den westlichen Staaten und China zählen gerade die Golfstaaten zu den Ländern mit dem höchsten CO2-Ausstoß pro Kopf. Hier hat ein Umdenken wohl noch nicht stattgefunden.

Vielleicht hätten die Mächtigen dieser Länder auch mal in das „Islamische Manifest zum globalen Klimawandel“ schauen sollen, welches Wissenschaftler aus mehreren islamischen Ländern um den britischen Umweltaktivisten Fazlun Khalid 2015 in Istanbul verabschiedet haben. http://www.ifees.org.uk/declaration/

Wir können täglich im Sinne des Klimaschutzes und der Bewahrung der Schöpfung tätig werden. Man kann z.B. seinen Strom aus erneuerbaren Energien beziehen statt aus Kohle und Atomkraft oder mehr öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Beim Einkauf auf Plastiktüten verzichten oder Obst und Gemüse aus der Region kaufen statt vom anderen Ende der Welt.

Als Muslime können wir durch einen vorbildlichen Umgang mit unserer Umwelt nicht nur rechtschaffend und respektvoll gegenüber Allahs Schöpfung sein, sondern auch positiv in die hiesige Gesellschaft rein wirken, für die dieser Aspekt unseres Glaubens oft nicht bekannt ist. (ab)