Nostalgie als Opium für das Volk

Die Beschäftigung mit der Geschichte der islamischen Gelehrsamkeit ist für uns Muslime heute von großer Bedeutung. Die Reflektion über die Werke und die Persönlichkeiten, die diese Wissenstradition über die Jahrhunderte entwickelt haben, ist wichtig, um sich mit den Herausforderungen der Gegenwart auseinanderzusetzen und eigene, auf das Heute bezogene Lösungen oder Denkanstöße zu finden.

Nicht selten dominieren bei uns Muslimen aber zwei extreme Formen, wie man sich mit der eigenen Geschichte beschäftigt und sich dieser annähert. Das eine Extrem ist die Romantisierung der Vergangenheit. Man neigt ganz schnell zu einer nostalgischen Haltung, klagt dabei die eigene gegenwärtige Lage an. Man denkt, dass man durch die unreflektierte und von der Gegenwart losgelöste Nachahmung des vergangenen Erbes zur alten Blüte wiedererlangt. Dabei ist dieses Erbe jedoch nur konstruiert.

Das andere Extrem ist die totale Verdammung der eigenen Wissenstradition. Dabei wird verzweifelt versucht, ohne jegliches Fundament etwas Neues zu konstruieren. Das führt letztendlich zu einer Beliebigkeit und dem Verlust von Wissen. Beide Herangehensweisen sind am Ende oberflächlich und fern der historischen Realitäten, die über die Jahrhunderte herrschten.

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Der liebevolle Umgang mit Tieren

Im Internet kursieren schreckliche Bilder von Tieren, die gejagt, misshandelt oder ausgehungert ihrem Schicksal überlassen werden. Die Mode- und Lederindustrie lässt Tiere gewaltsam für ihre Habgier leiden. Sogenannte Trophäenjäger, die aus Mordlust töten, posieren mit ihrer Beute, sexuell gestörte Menschen vergewaltigen Tiere, um sich zu befriedigen. Angebliche Tierliebhaber und –halter sind mit der Pflege ihrer Tiere überfordert und setzten sie einfach aus und lassen sie verhungern und verdursten. Der gewaltsame Umgang mit Tieren darf keinen Platz in unserer Gemeinschaft haben, denn Tiere sind auch Lebewesen und haben ein Daseinsrecht, das nicht gewaltsam geraubt werden darf.

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Von beiden Seiten

Wir reden in den letzten Tagen häufig über unsere Erfahrungen von Rassismus, von Ausgrenzung und den willkürlichen Entzug oder das Vorenthalten von Zugehörigkeit.

Wir beklagen zu Recht die vielen Erlebnisse von Ungleichbehandlung, von Ungerechtigkeit und das, was diese Erlebnisse, diese Gefühle mit uns machen, in uns verändern.

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Die Götzendiener

Das, was wir Gott nennen, ist ein Konstrukt und eine Imagination von uns. Damit ist allerdings nicht gemeint, dass Gott nicht existiert, sondern vielmehr, dass egal, was wir Menschen uns unter dem Begriff „Gott“ oder „Schöpfer“ vorstellen, diese Vorstellung stets ein Produkt des eigenen Selbst bleibt. Sie sagt eher mehr über uns selbst als über Gott aus. Zu Ende gedacht bedeutet das, dass unser Lobpreis nichts anderes als ein unbewusstes Eigenlob ist und dass die eigene „Gottesvorstellung“ eine Skizze von uns ist. Aber natürlich gibt keiner dies zu. Unser Verhalten gegenüber anderen Gottesvorstellungen verrät uns allerdings. Dass die Menschen die Glaubensvorstellungen anderer ablehnen oder kritisieren, ist ein Hinweis darauf, dass wir unser Selbst als Maßstab nehmen. Weiterlesen “Die Götzendiener”

Goldgewinnung

Islam- und Muslimfeindlichkeit ist etwas, was uns Muslime immer mehr Sorge bereitet. Es gibt in unserer Gesellschaft Akteure, die immer massiver Ressentiments gegen Muslime befeuern und Hysterie verbreiten. Der gesellschaftliche Frieden leidet darunter. Positiv zu beobachten ist allerdings auch, dass immer mehr Organisationen und Initiativen auf dieses Phänomen aufmerksam machen. Zivilgesellschaftliche Akteure sensibilisieren sowohl die Öffentlichkeit für dieses Thema, aber sie bieten auch Betroffenen Hilfe an. Aber was bedeutet dieses Phänomen der zunehmenden feindlichen Haltung gegenüber Muslimen für uns als Gläubige? Weiterlesen “Goldgewinnung”

Alter Sprengstoff

Das Unrecht schlägt uns nicht wie ein nasses Handtuch ins Gesicht. Es fällt nicht über uns her. Es überwältigt uns nicht. Das Unrecht kommt nicht als Feind, nicht als zwielichtige Gestalt, vor denen wir uns fürchten. Das Unrecht stößt uns nicht ab, es erzeugt keinen Widerwillen in uns.

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“… was der Menschen Hände hat angerichtet”

Es ist der Monat der Besinnung, der Bewusstwerdung. So stellen wir uns den Ramadan vor, so wird er uns immer wieder fromm beschrieben. Nur, was sollen wir uns bewusst werden, um welche Besinnung geht es dabei?

Naheliegend ist beim Ramadan die Verknüpfung mit dem Thema Konsum und Enthaltsamkeit. Das Fasten in dem Monat, der Verzicht auf Speise und Trank von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang, rückt für uns in das Zentrum unserer Betrachtung. Das Fasten steht als Gottesdienst im Zentrum dieses Monats, wir fokussieren unser Wirken ganz selbstverständlich auf dessen Umsetzung. Wir reden über den Verzicht, welche spirituellen Zugänge uns darüber eröffnet werden. Der Ramadan soll uns in Erinnerung rufen, dass es auch Menschen ohne täglich Brot gibt.

Eine Frage bleibt dabei unbeantwortet: Warum fasten dann denn die Notleidenden mit? Es gibt zahlreiche Ausnahmen für das Fasten, Schwangerschaft, das Alter – zu jung oder zu alt -, Erkrankungen und einiges andere. Armut gehört nicht zu diesen Ausnahmen. Welchen Sinn hätte es dann denn, dass derjenige, der sowieso nicht viel hat, sich mit dem Fasten des Nicht-Viel-Habens bewusst wird? Weiterlesen ““… was der Menschen Hände hat angerichtet””

Ramadan – Spiritualität für Alle?

Im Ramadan erreicht die Spiritualität der Muslime ihren Höhenpunkt. Der Fastenmonat ist gesegnet von Gottesdiensten, die dem Gläubigen die Möglichkeit geben, körperlich und seelisch Allahs Nähe zu spüren. Sowohl das Fasten als auch das rituelle Gebet und die religiöse Pflichtgabe und Almosen sollen in diesem Monat intensiv verrichtet werden, so dass man sich im Alltag andere Prioritäten setzt muss, um von dem Segen des Ramadans möglichst viel zu empfangen.

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Nur unser Innerstes wird unsere Welt verändern

Anlässlich jedes Freitagsgebetes erleben wir Woche für Woche eine ganz wichtige, weil prägende Dimension unserer Religion. Im Gemeindegebet werden wir jede Woche mit der kollektiven Dimension unseres Glaubens konfrontiert. Unsere tägliche Erfahrung, dass Religion Privatsache ist, wird der Erfahrung, manchmal dem berührenden Moment, manchmal der schwierigen Zumutung ausgesetzt, dass Religion auch eine gemeinsame, eine gesellschaftliche, über die individuelle Erfahrung hinausgehende Wirkungsebene hat.

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Es gibt nichts Gutes, außer man tut es

Ständig sind wir konfrontiert mit medialen und politischen Debatten über uns Muslime. Gesellschaftliche Debatten – so anstrengend sie oft auch sein mögen – sind trotzdem wichtig. Wir als deutsche Muslime, denen die Zukunft dieser unseren Gesellschaft am Herzen liegt, müssen auf allen Ebenen auch unserer Verantwortung gerecht werden, in dem auch wir als Muslime unseren Beitrag für die Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen leisten. Weiterlesen “Es gibt nichts Gutes, außer man tut es”