Die Beschäftigung mit der Geschichte der islamischen Gelehrsamkeit ist für uns Muslime heute von großer Bedeutung. Die Reflektion über die Werke und die Persönlichkeiten, die diese Wissenstradition über die Jahrhunderte entwickelt haben, ist wichtig, um sich mit den Herausforderungen der Gegenwart auseinanderzusetzen und eigene, auf das Heute bezogene Lösungen oder Denkanstöße zu finden.
Nicht selten dominieren bei uns Muslimen aber zwei extreme Formen, wie man sich mit der eigenen Geschichte beschäftigt und sich dieser annähert. Das eine Extrem ist die Romantisierung der Vergangenheit. Man neigt ganz schnell zu einer nostalgischen Haltung, klagt dabei die eigene gegenwärtige Lage an. Man denkt, dass man durch die unreflektierte und von der Gegenwart losgelöste Nachahmung des vergangenen Erbes zur alten Blüte wiedererlangt. Dabei ist dieses Erbe jedoch nur konstruiert.
Das andere Extrem ist die totale Verdammung der eigenen Wissenstradition. Dabei wird verzweifelt versucht, ohne jegliches Fundament etwas Neues zu konstruieren. Das führt letztendlich zu einer Beliebigkeit und dem Verlust von Wissen. Beide Herangehensweisen sind am Ende oberflächlich und fern der historischen Realitäten, die über die Jahrhunderte herrschten.
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