Das Unrecht schlägt uns nicht wie ein nasses Handtuch ins Gesicht. Es fällt nicht über uns her. Es überwältigt uns nicht. Das Unrecht kommt nicht als Feind, nicht als zwielichtige Gestalt, vor denen wir uns fürchten. Das Unrecht stößt uns nicht ab, es erzeugt keinen Widerwillen in uns.
Schlagwort: Verantwortung
Doch Allahs Hilfe ist nah!
Seit Wochen hören wir Berichte über Anschläge auf Moscheen. Bilder von abgebrannten Gebetsräumen und verkohlten Koran-Seiten brennen sich in unser kollektives Gedächtnis ein. Und als ob dies alles nicht reichen würde, stellt der frisch vereidigte Bundes-Innenminister die Zugehörigkeit des Islams in Deutschland in Frage. Frustration, Irritation, ja sogar Angst sind Reaktionen, auf die wir in der Gemeinschaft stoßen. Und eine gefährliche Hoffnungslosigkeit macht sich breit – gespeist von nicht enden wollenden Debatten, über ein Faktum, das gar nicht zur Diskussion steht – dass wir hier dazugehören.
So nachvollziehbar die Enttäuschung ist, so falsch ist das Verfallen in Resignation und das Feststecken in der Hoffnungslosigkeit. Diese Hoffnungslosigkeit bedeutet nämlich auch den Verlust des Glaubens an die eigene Wirkmächtigkeit, den Verlust der Hoffnung in sich selbst, den Verlust der Hoffnung in Allah.
Das Hoffen in Ihm ist verbunden mit dem Wissen um das von Ihm gegebene Potential, um die Hoffnung, die Er in uns gesetzt hat. Das Bestehen in schwierigen Zeiten bedeutet dann, sich diesen Ausgrenzungen und Angriffen entgegenzustellen, den Mut nicht zu verlieren und weiterhin den eigenen Beitrag zum gesellschaftlichen Miteinander zu leisten. Weiterlesen “Doch Allahs Hilfe ist nah!”
Gefäß ohne Inhalt?
Der muslimische Gelehrte Muhammad Iqbal hat im Zusammenhang mit den Zuständen in islamisch geprägten Gesellschaften ausgeführt: Wenn wir andere Menschen davon überzeugen wollen, dass der Islam ein heilbringendes, ein segensreiches Wertesystem ist, müssen wir ihnen zunächst versichern, dass wir keine Muslime sind.
Das ist eine gleichermaßen deprimierende wie zutreffende Bestandsaufnahme. Und sie hat seit dem Tod Iqbals im Jahr 1938 leider nichts an Aktualität verloren.
Als Muslime verfallen wir seit Jahrzehnten, vielleicht sogar seit Jahrhunderten den immer gleichen Denkfehlern, denen wir auch heute noch allzu leicht zu folgen bereit sind.
Wir sind uns als Muslime gewiss, dass wir mit dem Koran das offenbarte Wort Gottes in Händen halten. Wir verfügen also über eine Textquelle von unermesslichem Wert. Da das Wort Gottes allen Menschen über alle Grenzen von Zeit und Ort hinweg offenbart ist und sie einlädt, dieser Offenbarung zu folgen, kann unsere Gegenwart nur unvollkommen sein, da nicht alle Menschen diese Einladung annehmen. Weiterlesen “Gefäß ohne Inhalt?”
Das Opferfest
Auch dieses Jahr feiern wir wieder das islamische Opferfest. Wir sind in Gedanken bei unseren Glaubensgeschwistern in Mekka, die ihre Pilgerreise mit dem Ritus der Schlachtung eines Opfertieres beenden. So wie sie sind auch wir hier in Deutschland dazu berufen, dieses hohe Fest unseres Glaubens mit der Schlachtung eines Opfertieres zu begehen.
Alljährlich ist dieses Opferritual aber auch Anlass zu mannigfaltigen Diskussionen und Kontroversen. Und damit einmal mehr ein Hinweis für uns Muslime, dass wir unseren Glauben nicht in der richtigen und verständlichen Weise zu vermitteln in der Lage sind. Dabei ist gerade das Opferfest wie kein anderer Anlass dazu geeignet, die Essenz des Islam, die Kernaussagen des Islam verständlich zu machen.
Allahu akbar!
„Er ist Allah, der Schöpfer, der Erschaffer, der Gestalter. Sein sind die schönsten Namen. Ihn preist alles, was in den Himmeln und auf der Erde ist. Und Er ist der Allmächtige und Allweise.“ In diesem 24. Vers der Sure 59 werden einige der schönen Namen Gottes hervorgehoben. Im arabischen Original heißt es „Huvallahul halikul bariul musavviru lehul esmaul husna“. Zu diesen zitierten „esmaul husna“, zu den schönen Namen, gehören „Haalik“, der Schöpfer, „Bari“, der aus dem Nichts Erschaffende, „Musavvir“, der Bildende, der Gestaltende.
„Musavvir“ ist ein Name Gottes, in welchem sich das menschliche Bedürfnis widerspiegelt, seinem Innersten, seiner Suche nach Gott, seiner Sehnsucht nach einem besseren Verständnis seiner menschlichen Beziehung zu Gott, Ausdruck verleihen, Gestalt geben zu wollen.
Nicht wegschauen, sich kümmern
In Sure 5:90-92 wird der Alkoholkonsum verboten und grundsätzlich wird vom Konsum psychoaktiver Substanzen abgeraten, da sie die Wahrnehmung vernebeln. Gleichwohl gibt es in unserer Gemeinde Menschen, die süchtig sind oder ein Suchtverhalten aufweisen.
Begriffe wie Sucht und Suchtmittel, Drogen und Drogenabhängigkeit oder Spielsucht, Internetsucht und Alkoholsucht schrecken uns ab. Deshalb kommt es nicht selten vor, dass wir uns von Betroffenen distanzieren. Das wiederum führt dazu, dass die Betroffenen ihre Situation oft verheimlichen, um nicht von der Gesellschaft ausgegrenzt zu werden. Aus diesem Grund wird häufig auch das Angebot von Hilfs- und Beratungsstellen nicht angenommen – zu groß ist die Furcht vor gesellschaftlicher Ächtung und Gesichtsverlust.
Gott verbindet alle Menschen miteinander
Die ersten von Gott herabgesandten Verse sind ein wundersames Beispiel für die sprachliche Komplexität und die poetische Schönheit des Koran. Diese Verse dokumentieren, welche unterschiedlichen Bedeutungsebenen und Auslegungsmöglichkeiten selbst in kürzesten Versen oder gar nur in einzelnen Worten des Koran enthalten sind. All dies ist eine nimmer endende Herausforderung an uns Menschen, uns die göttliche Offenbarung auch immer wieder aufs Neue anzueignen.
In diesen ersten Versen der 96. Sure, welche den Titel „Al Alaq“ trägt, heißt es: „Lies im Namen deines Herrn, Der erschuf! Er erschuf den Menschen aus einem Blutklumpen.“ Welch immenser Schatz in diesen zwei scheinbar schlichten Sätzen verborgen ist, mag uns im ersten Moment entgehen.
Freiheit ist das Einzige, was zählt
„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Mit diesen beiden Sätzen beginnt unser Grundgesetz. Was bedeutet „Die Würde des Menschen“? Die Rechtswissenschaft meidet es, den Begriff präzise zu definieren, weil damit die Gefahr bestünde, den Begriff der „Würde“ in unzulässiger Weise einzuschränken. Vielmehr definiert sie negativ, wann von einem Verstoß gegen die Würde des Menschen auszugehen ist. Ein solcher Verstoß liegt immer dann vor, wenn der Mensch nicht mehr als selbstbestimmtes, freies Subjekt handeln kann, sondern wenn der Staat oder ein anderer Mensch über ihn als Objekt verfügt, ihn quasi als Gegenstand, als Sache behandelt. Denn der Mensch als von Gott erschaffenes Wesen, darf niemals zu einem Gegenstand herabgewürdigt werden, über den andere willkürlich verfügen.
Dieser Gedanke der Unverfügbarkeit des Menschen und seiner Freiheit, als selbstbestimmtes Subjekt handeln zu können, begegnet uns im Grundgesetz als Verpflichtung des Staates gegenüber seinen Bürgern. Im Wort Gottes, das uns im Koran offenbart wurde, begegnet uns der gleiche Gedanke in noch stärkerer und umfassenderer Form, nämlich als direkte Ansprache und Verantwortung eines jeden Menschen. In der 90. Sure mit dem Titel „Beled“ beschreibt Gott, wie und mit welcher Verantwortung er den Menschen erschaffen hat. In den Versen 90, 8 ff. heißt es: Weiterlesen “Freiheit ist das Einzige, was zählt”