Das Schöne in uns

„Spieglein, Spieglein an der Wand…“
Wir kennen alle das Märchen, in dem die böse Königin um jeden Preis die Schönste im Land sein möchte. Sie fragt täglich ihren Spiegel und erhofft sich die Bestätigung, die Allerschönste zu sein. Erfasst von ihrem Narzissmus ist sie bereit, alles dafür zu tun, um die Konkurrenz auszumerzen. Weiterlesen “Das Schöne in uns”

Eine andere Form der ‘Islamisierung’

Wir Muslime leiden manchmal unter einem Komplex, alles Mögliche unbedingt ‚islamisieren‘ zu müssen. Manchmal betrifft diese Haltung relativ banale Dinge, nicht selten aber auch Bereiche, die weitreichendere Folgen haben. Es ist aber insgesamt ein Anzeichen für eine Haltung, die wir als Muslime problematisieren müssen. Es ist eine Geisteshaltung, mit der wir besonders mit dem Beginn der Moderne konfrontiert sind. Es ist ein Symptom für unsere intellektuelle und geistige Schwäche, zu relevanten Fragen unserer Zeit eigene Positionen und Lösungsmöglichkeiten zu formulieren.

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Männermoscheen

Es gibt Bereiche unseres religiösen Lebens, in denen wir die wechselseitige Beeinflussung von Tradition und Religion deutlicher spüren als sonst. Unterschiedliche historische, kulturelle und gesellschaftliche Prägungen wirken derart auf unser Glaubensverständnis und vielleicht noch deutlicher auf unsere Glaubenspraxis, dass es nach den vielen Jahrhunderten seit der Offenbarung des Koran schwieriger wird zu unterscheiden, was in unserem religiösen Alltag seinen Ursprung in Koran oder Sunna hat und was auf die Wirkmacht traditioneller Verhaltensmuster zurückzuführen ist.

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Mut zum Frieden

Religion ist Verantwortung. Religion macht verantwortlich. Der Islam in seiner religionspraktischen Ausprägung weist ein beständiges Gleichgewicht von Individualität und Kollektivität aus. Religiöse Praxis hat stets eine höchstpersönliche Dimension und gleichzeitig eine gemeinschaftliche Bedeutung.

Wir verrichten das Ritualgebet, um uns fünfmal am Tag in Demut und Ergebenheit vor unserem Schöpfer zu üben. Gleichzeitig vereint uns das Ritualgebet, wenn es in einer Moschee verrichtet wird, mit anderen Menschen zu einem gemeinschaftlichen Erlebnis.

Wir fasten und verspüren dabei eine sehr persönliche Veränderung. Wir erleben Verzicht, Genügsamkeit und Bescheidenheit. Wir spüren Dankbarkeit für Dinge, die uns im Alltag als selbstverständlich erscheinen. Gleichzeitig werden wir aufmerksamer für die Bedürftigkeit anderer Menschen und entdecken die Freude, die wir durch das Teilen materieller Dinge bei anderen und bei uns hervorrufen können. Wir werden uns dessen bewusst, dass uns Übermaß und Reichtum gleichzeitig auch eine Verantwortung für andere Menschen auferlegt. Weiterlesen “Mut zum Frieden”

Frevler sind immer die anderen

Der Weg in die Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert. Dieser Sinnspruch ist in vielen Kulturen, in vielen unterschiedlichen Sprachen bekannt. Wir Muslime sind davon überzeugt, dass der Vorsatz, die Absicht, die unserem Handeln zu Grunde liegt, das Entscheidende ist. Wir nehmen häufig an, das Resultat unseres Handelns oder unserer Untätigkeit sei nicht so bedeutsam, wie die Absicht, die unserem Tun oder Unterlassen zu Grunde liegt. In diesem Denken liegt zugleich große Einsicht und tiefer Irrtum.

Einsicht insoweit, dass wir natürlich in Allahs Hand sind und die Ereignisse um uns allein seinem Willen folgen.

Aber zugleich auch tiefer Irrtum, wenn wir annehmen, es käme nicht auf unser konkretes Verhalten, nicht auf unsere Mühe im alltäglichen Tun an und nur unsere innere Haltung, unsere Motive und stillen Absichten seien genug. Ein tiefer Irrtum auch dann, wenn wir annehmen, wir könnten unsere vermeintlich so gefestigten guten Absichten zum Maßstab für das Verhalten anderer Menschen machen. Weiterlesen “Frevler sind immer die anderen”

Die Scheidung von der Tradition

Die Ehe wird im Islam als Vervollständigung des Glaubens betrachtet, denn mit der Ehe werden Grundbedürfnisse des Menschen nach Partnerschaft, Familie und Fortpflanzung gedeckt. Eine Ehe kann nur in einer glücklichen Partnerschaft funktionieren, wenn das nicht der Fall ist, hat sowohl der Mann als auch die Frau das Recht auf Scheidung (s. Koran 2:229).

Die Stellung einer geschiedenen Frau und die eines geschiedenen Mannes fällt in der kulturellen Vorstellung manch einer muslimischen Gesellschaft jedoch recht unterschiedlich aus. Während es für einen Mann selbstverständlich ist, dass er sich nach der Scheidung möglichst schnell nach einer Ehefrau umschaut, erwartet man von der Frau, dass sie ihr Leben für ihre Kinder opfert. Weiterlesen “Die Scheidung von der Tradition”

Der muslimische Imperativ

Traditionen sind uns wichtig. Wir legen wert darauf, dass unsere Gepflogenheiten, Bräuche und überlieferten Vorstellungen befolgt werden. Wir bewahren unsere Handlungs- und Denkmuster, also all jenes, das nicht angeboren ist, als Grundsubstanz unserer Identität.

Für soziale Gruppen in der Situation der Minderheit fungiert die Traditionsbewahrung und -pflege als wichtiger Träger von Identität, ja geradezu als identitätsstiftend. Für Gruppen in der gesellschaftlichen Rolle der Mehrheit vermittelt die Vorstellung von Tradition und ihrer Bewahrung gleichsam die Definition der eigenen Kultur.

Gerade durch die Bewahrung, die Beständigkeit von Denk- und Handlungsmustern transformiert sich eine personelle Gruppe hin zu einer Kultur. In beiden gesellschaftlichen Rollen ist diese Form der Kulturwerdung so wichtig, dass beide stets in der Furcht davor leben, die eigene Kultur könne aufgebrochen, verwässert, also verändert und damit geschwächt werden. Weiterlesen “Der muslimische Imperativ”

Die schwangere Prophetin: Maria

Jedes Jahr um die Wintersonnenwende, wenn die kürzesten Tage des Jahres uns mit Kälte, Nebel und Dunkelheit umhüllen, zünden Christen Kerzen an und Gedenken der Geburt Jesu. Und jedes Jahr um die Weihnachtszeit fragen sich Christen und Muslime im interreligiösen Miteinander, was denn die Stellung Jesu im Islam sei. Die Antwort ist: Jesus ist ein Prophet Allahs, so wie Muhammad (sas) auch. Daraufhin kommt die Frage: Was sagt denn der Koran zu Jesus? Zu seiner Kreuzigung? Zu seiner Auferstehung? Zu seinen Wundern? Das sind berechtigte Fragen. Allah spricht im Koran aber nicht nur zu den Fragen, die wir uns heute stellen. Er hat anderes und mehr zu sagen. Weiterlesen “Die schwangere Prophetin: Maria”

Zwei Seelen in einer Brust

A‘uudhu bi-llahi mina sch-schaitaani r-radjiim. Bi-smi llahi r-rahmani r-rahim. Mit diesen Worten leiten wir Muslime die Rezitation von Koranversen ein. Sei es während des Ritualgebetes fünfmal am Tag, sei es bei Feiertagsgottesdiensten oder wenn wir ganz einfach den Koran zur Hand nehmen und anfangen, darin zu lesen. Weiterlesen “Zwei Seelen in einer Brust”

Näher als unsere Halsschlagader …

Wenn wir uns mit dem Koran als Quelle der uns anvertrauten Offenbarung Allahs beschäftigen, fällt uns auf, dass es bestimmte Formulierungen gibt, die sich häufig wiederholen. Hierzu zählt insbesondere auch der in ähnlichen wiederkehrenden Formulierungen erfolgende Hinweis auf den Verstand des Menschen und die Aufforderung, diesen zu gebrauchen. Weiterlesen “Näher als unsere Halsschlagader …”