Doch Allahs Hilfe ist nah!

Seit Wochen hören wir Berichte über Anschläge auf Moscheen. Bilder von abgebrannten Gebetsräumen und verkohlten Koran-Seiten brennen sich in unser kollektives Gedächtnis ein. Und als ob dies alles nicht reichen würde, stellt der frisch vereidigte Bundes-Innenminister die Zugehörigkeit des Islams in Deutschland in Frage. Frustration, Irritation, ja sogar Angst sind Reaktionen, auf die wir in der Gemeinschaft stoßen. Und eine gefährliche Hoffnungslosigkeit macht sich breit – gespeist von nicht enden wollenden Debatten, über ein Faktum, das gar nicht zur Diskussion steht – dass wir hier dazugehören.

So nachvollziehbar die Enttäuschung ist, so falsch ist das Verfallen in Resignation und das Feststecken in der Hoffnungslosigkeit. Diese Hoffnungslosigkeit bedeutet nämlich auch den Verlust des Glaubens an die eigene Wirkmächtigkeit, den Verlust der Hoffnung in sich selbst, den Verlust der Hoffnung in Allah.

Das Hoffen in Ihm ist verbunden mit dem Wissen um das von Ihm gegebene Potential, um die Hoffnung, die Er in uns gesetzt hat. Das Bestehen in schwierigen Zeiten bedeutet dann, sich diesen Ausgrenzungen und Angriffen entgegenzustellen, den Mut nicht zu verlieren und weiterhin den eigenen Beitrag zum gesellschaftlichen Miteinander zu leisten. Weiterlesen “Doch Allahs Hilfe ist nah!”

Tue Gutes, so wie Allah dir Gutes tat

Religiosität und Gläubigkeit findet für Muslime nicht in einem begrenzten sakralen Raum statt. Vielmehr spiegelt sich der Glaube in der Haltung und der Handlung der Gläubigen wieder. Der Gottesdienst beschränkt sich nicht auf das Gebet in der Moschee oder das Fasten im Ramadan, es durchzieht das ganze Leben. Religiosität ist auch nicht einzelnen Individuen zugewiesen worden: weder Priester gibt es im Islam, noch Mönche, die eine herausgehobene Stellung unter den Gläubigen einnehmen. “Das Mönchstum wurde uns nicht geboten” (Ahmad b. Hanbal, Musnad), sagte der Prophet zu seinen Gefährten.

So gilt es gerade nicht als erstrebenswert, sich für die Religion aus der Welt zurückzuziehen. Weder um sich nur noch den rituellen Gebeten zu widmen, noch um das gesamte weitere Leben fastend zu verbringen. Es war gerade auch der Prophet, der mit seiner eigenen Lebensführung ein Beispiel dafür lieferte. Er zog sich nicht aus dem “normalen” Leben zurück, um sich allein dem ritualisierten Gottesdienst zu widmen. Er lebte unter seinen Gefährten und Gefährtinnen, er aß und trank mit ihnen, er scherzte mit ihnen, er handelte mit ihnen, er lehrte sie, aber er lernte auch von ihnen. Weiterlesen “Tue Gutes, so wie Allah dir Gutes tat”

Wer das Werk nicht ehrt, ist des Meisters nicht würdig!

Fast eineinhalb Jahre sind seit dem Einzug des Propheten in Medina vergangen. Viele der unterdrückten Muslime aus Mekka haben Zuflucht in der Stadt Jasrib gefunden, als einer der letzten von ihnen kam der Prophet. Sie trafen auf aufopferungsbereite Menschen in dieser Stadt, die später zu Ehren des Propheten Muhammed (Allahs Friede sei mit ihm) nur noch “die Stadt”, Medina, genannt werden sollte. Siebzehn Monate ist er schon in der Stadt und betet mit den Muslimen Richtung, nein, nicht Mekka, noch richtet sich das Gebet Richtung Jerusalem.

Noch gibt es keine Erlaubnis, in Richtung Mekka zu beten, auch wenn der Prophet inbrünstig darauf hofft. Bis sich diese Hoffnung endlich in diesem Monat erfüllt. Weiterlesen “Wer das Werk nicht ehrt, ist des Meisters nicht würdig!”

Und geheiligt sei nicht die Nation

Muslime mit einem Migrationshintergrund aus Ländern mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung sind diesem Phänomen sicherlich schon begegnet. Ein religiös unterlegter Nationalismus, der das Islamverständnis in den Ländern eng umschlungen hat. Der Islam scheint gemäß dem nationalistischen Verständnis ohne Nation nicht zu funktionieren, das Dasein als authentischer Muslim nur in einer türkischen, arabischen, marrokanischen oder bosnischen Prägung möglich zu sein.

Und selbst hier in Deutschland treffen wir auf identitäre Vertreter dieser Haltung: Ein guter Muslim kann nur der sein, der sich seines Türken-, Araber- oder Bosniertums bewusst ist und dies bewahren kann. Die Religion wird zu einer nationalen Sache, die unbedingt mit der Herkunftsnation verknüpft werden muss.

Kann man dann überhaupt hier in Deutschland Muslim sein? Kann es den Islam ohne eine nationale Einfärbung geben? Gibt es den Islam immer nur in Kombination mit einem nationalistischen Bewusstsein, mit einem übersteigerten Bewusstsein vom Wert und der Bedeutung der Nation?

Als Begründung für diese “notwendige Verknüpfung” wird zumeist auf die Tradition verwiesen, auf ein überliefertes Verständnis von Religion, zu dem die Nation ohne wenn und aber dazu gehört. In dieser Form hat man die Religion von den Vorausgegangen gelernt, so muss sie auch weitergelebt und -gegeben werden. Weiterlesen “Und geheiligt sei nicht die Nation”

Nicht zum Sterben, zum Leben sind wir erschaffen

Der Tod ist für den Menschen der verstörendste “Lebensabschnitt”. Er ist endgültig und sein Kommen ist sicher. Dennoch überrascht uns jeder Todesfall, je näher uns der oder die Verstorbene stand, umso mehr. Natürlich schmerzt der Verlust, die irdisch-endgültige Trennung von einer geliebten Person. Jeder Todesfall erinnert uns aber auch an unsere eigene Sterblichkeit, unsere Vergänglichkeit, an ein abruptes Ende, das all unsere Planungen und Vorsätze beendet.

Ein Entrinnen vor dem Tod, eine Möglichkeit ihn zu überwinden bietet der Islam nicht an. Vielmehr hält er den Menschen dazu an, sich an diesen Gedanken zu gewöhnen, das Natürliche darin zu erkennen:

“Dann wird der Todesrausch die Wahrheit bringen: Das ist es (Mensch), dem du zu entkommen suchtest.“ (Sure Qaf (50), 19)

Für der Islam ist der Tod jedoch kein Ende, nein, er ist ein Übergang, eine Rückkehr zum Schöpfer. Von ihm geht der Tod aus, als ein Ende unserer irdischen Prüfung: Weiterlesen “Nicht zum Sterben, zum Leben sind wir erschaffen”

Herr, erbarme Dich meiner Eltern

Wir durchleben sehr unterschiedliche Phasen in unserem Leben. Wir werden geboren, wachsen heran, viele von uns gründen Familien und bekommen Kinder. Unsere Lebensläufe sind sehr verschieden, wir alle schauen ganz unterschiedlich in die Zukunft, jeder auf unsere eigene Art. Familie, Beruf, Freundeskreis, unsere Freizeitbeschäftigungen binden uns alle, vereinnahmen uns.

Oft vergessen wir dabei gerade die zwei Menschen, ohne die es diese ganzen Lebensläufe und alles drum herum gar nicht gegeben hätte: unsere Eltern. Es ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr, dass Eltern und Kinder ein ganzes Leben in einem Haus verbringen. Viel wahrscheinlicher ist es, dass mit Aufnahme des Studiums oder einer Berufsausbildung oder der Gründung einer Familie Eltern und Kinder sogar nicht einmal in ein und derselben Stadt leben.

Die Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern gehört zu den zwischenmenschlichen Beziehungen, die im Koran eine besondere Aufmerksamkeit erfahren. Dabei belässt es der Koran jedoch nicht nur bei der Darstellung von Rechten und Pflichten von Eltern gegenüber ihren Kindern. Auch die Haltung der Kinder gegenüber ihren Eltern wird dort aufgegriffen.

“Und Wir geboten dem Menschen Güte gegen seine Eltern.” (29:8) Weiterlesen “Herr, erbarme Dich meiner Eltern”

Zu Fragen bedeutet, Hoffnung zu haben

In der Sure Bakara wird die Schöpfung Adams in einem Dialog zwischen Gott und den Engeln aufgegriffen:

“Damals, als dein Herr zu den Engeln sprach: “Siehe, einen Sachwalter will ich einsetzen auf der Erde!” Da sprachen sie: “Willst du jemanden auf ihr einsetzen, der Unheil auf ihr anrichtet und Blut vergießt – wo wir dir Lobpreis singen und dich heiligen?” Er sprach: “Siehe, ich weiß, was ihr nicht wisst.”” (2:30)

In weiteren Versen wird die Geschichte der Schöpfung Adams (as) weitererzählt, sein Straucheln, aber auch die Reue und Vergebung, die ihm zuteil wurde. Wir wollen aber bei diesem Vers bleiben. In Erläuterungen wird gerne der Begriff Sachwalter näher betrachtet –  die Frage, welche Rolle dem Mensch daraus zukommt. Oder die Zuschreibung der Engel für den Menschen als Unheilstifter und Blutvergießer wird aufgegriffen. Ein Aspekt dieses Verses fällt uns jedoch selten auf: Die fragenden, ja sogar hinterfragenden Engel. Weiterlesen “Zu Fragen bedeutet, Hoffnung zu haben”

Fake-News oder wenn einer mit einer Nachricht kommt…

Information, Nachrichten, Berichte, Meldungen, wir sind von Daten jeglicher Art umgeben. Und die Menge an Information wird immer mehr, mit ihr umzugehen immer schwieriger. Dabei sind es mittlerweile nicht einmal nur die sozialen Medien, die uns mit Informations- und Datenschnipseln überhäufen. Auch in den etablierten Medien wie Zeitung, Radio und Fernsehen werden die Inhalte kurzlebiger, der schnelle Wechsel immer präsenter.

Hier geht es aber nicht um eine Medienschelte. Hier geht es um die Frage: Wie gehen wir mit diesen Informationen um? Welche Information geben wir an unser Umfeld weiter, welche teilen wir, welche bestimmt unser Leben? Gibt es dabei Kriterien, an denen wir uns orientieren können? Medienwissenschaftlich kann man sicherlich vieles anführen, aber ein Kriterium, das wird uns von sehr prominenter Seite mit auf den Weg gegeben: die Skepsis. So heißt es in der Sura Hudschurat (49), Vers 6:

“O ihr, die ihr glaubt! Wenn ein Unzuverlässiger mit einer Nachricht zu euch kommt, so klärt die Sache auf, damit ihr niemand unabsichtlich verletzt und euer Verhalten hernach bereuen müsst.” Weiterlesen “Fake-News oder wenn einer mit einer Nachricht kommt…”

Flüchtlinge in der Gemeinde

Die Gefährten des Propheten (s.a.s) kannten das Phänomen der Flucht nur zu gut. Drei Mal mussten die ersten Muslime in Mekka vor der Unterdrückung durch ihre eigenen Stammesbrüder fliehen. Zwei Mal brachen kleinere Gruppen von Muslimen in das christliche Abessinien auf. Es war der christliche König Nedschaschi, der ihnen dort Zuflucht gewährte. Und schließlich verließ fast die gesamte Gemeinde Mekka in Richtung des damaligen Yasrib. Als einer der Letzten brach der Prophet selbst auf.

Seine Flucht aus Mekka und seine Auswanderung nach Medina haben für uns eine so große Bedeutung, dass dieses Datum zum Beginn der muslimischen Kalenderrechnung wurde. Nach und nach kamen hunderte Muslime als Glaubensflüchtlinge in diese Stadt. Eine staatliche Fürsorge gab es nicht, auch keine Zeltlager und Sammelunterkünfte. Aber es hatte seinen Grund, dass diese Stadt später ehrenvoll nur noch als “die” Stadt des Propheten gelobt werden sollte, als Medina. Weiterlesen “Flüchtlinge in der Gemeinde”