Blut spenden – ein Akt der Nächstenliebe

Ein Gastbeitrag von Akif Şahin

Aufgrund der weiterhin angespannten Situation wegen der Pandemie leiden vielerorts immer wieder Krankenhäuser und andere medizinische Versorgungsbereiche unter mangelnden Blutkonserven. Vermehrt gibt es auch mediale Aufrufe für Blutspenden. Angesichts dieser Situation sollten auch Muslim:innen darüber nachdenken, ob sie Blut spenden möchten und können.

Wer Blut spenden geht, der unterstützt eine der wichtigsten Säulen unserer medizinischen Versorgung – sowohl im Notfall als auch bei geplanten Operationen. Mit einer einfachen Blutspende leistet man so einen Beitrag für die Allgemeinheit, rettet Leben und unterstützt mit einer selbstlosen einfachen Tat das Überleben der Menschheit.

„[..] Und wer ein Leben erhält, soll sein, als hätte er die ganze Menschheit am Leben erhalten. […]“ aus Sura Maida, Ayat 32

In der islamischen Literatur haben sich in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder kontroverse Debatten um Blutspenden gefunden. Mittlerweile ist sich die Mehrheit der Gelehrt:innen jedoch einig darüber, dass Blutspenden in der Form, wie es aktuell praktiziert wird (ohne eine Gegenleistung finanzieller Art) islamkonform und als erlaubt (halal) betrachtet werden muss. Für die Mehrheit der Gelehrt:innen spielte jedoch schon immer ein wichtiger Faktor eine Rolle bei der Bewertung: Blut spenden rettet Leben. Und dieser Aspekt hat sich auch bis heute festgehalten und sollte auch unser aller Richtschnur sein. Blut spenden ist ein Akt der Nächstenliebe.

Muslim:innen sollten gerade in dieser Zeit noch einmal prüfen, ob sie Blut spenden können und möchten. Es wäre nicht nur gut für die Versorgungssituation, es wäre auch für den eigenen Körper gut. Letztlich erneuert der Körper nach jeder Spende seine Blutproduktion, was auch gesundheitliche Vorteile hat. Unbenommen dieser Tatsache sei noch darauf hingewiesen, dass man diese Aktionen auch in Moscheen durchführen kann, was auch sehr häufig in der Vergangenheit passiert ist.

Es gibt mobile Teams, die man beim Deutschen Roten Kreuz anfragen kann und z.B. für eine Blutspendeaktion direkt in die Moscheeräumlichkeit holt. Hier kann man bereits in Vorbereitungsgesprächen einiges planen und auch mit weiteren Aktivitäten, wie Spendensammlungen oder Aufklärungskampagnen verknüpfen. Muslim:innen haben dies in der Vergangenheit immer sehr gut organisieren können. Vielleicht eine Anregung für die künftigen Jahres-Planungen, die insbesondere nach den Sommerferien, in vielen Gemeinden wieder starten.

Das Prozedere ist mittlerweile sehr einfach, standardisiert und für die Teilnehmer:innen sehr transparent gestaltet. Als wichtigste Faktoren gelten, dass man für eine Blutspende mindestens 50 kg schwer sein sollte, keine Vorerkrankungen oder chronischen Belastungen hat und sich auch vorher nicht irgendwie mit einer Erkältung oder Sonstigem herumgeschlagen hat. Gerade für Menschen mit Wurzeln in der Türkei auch wichtig: Hepatitis Erkrankungen schließen Blutspenden aus!

Wer Blut spenden geht, trifft in den meisten Fällen auf die hervorragend aufgestellten Teams des Deutschen Roten Kreuzes. Hier wird man empfangen, stellt sich mit Lichtbildausweis vor und füllt einen medizinischen Fragebogen aus. Im Anschluss gibt es eine Temperaturmessung und einen Schnelltest für die Blutkonzentration. Wer beispielsweise unter Eisenmangel leidet, darf nicht Blut spenden. Ein Arzt geht den Fragebogen noch einmal durch, es werden Blutdruck und Puls gemessen.

Im Anschluss spendet man etwa 500 ml Blut. Das hört sich nach viel an, ist aber vergleichsweise wenig. Jede Blutspende reicht für drei Präparate und kann drei verschiedenen Menschen helfen. Die Spendendauer nimmt häufig ca. 10 Minuten in Anspruch und im Anschluss muss man sich noch etwas ausruhen. Danach gibt es auch die Möglichkeit für einen kleinen Imbiss zur Stärkung. An diesem Tag sollte auch auf anstrengende Arbeiten oder Trainings verzichtet werden. Häufig spenden viele junge Menschen daher lieber am Wochenende, wo es etwas ruhiger ist.

Wer jedoch einmal bereits Blut gespendet hat, tut das auch immer wieder gerne. Und mit dem Blutspende-Ausweis wird das Prozedere auch noch einfacher.

Weitere Informationen zum Thema und auch zur Terminvereinbarung gibt es auf der Website: https://www.blutspende.de