Zeit der Versöhnung und inneren Stärke

Das erste Drittel des Ramadans ist vorüber und nicht wenige von uns haben die Eingewöhnung auf den Verzicht von Essen und Trinken am Tag mit mehr oder weniger Mühen geschafft. Jeden Tag gibt es einen festen Zeitpunkt, ab und bis wann man wieder essen und trinken darf. Umso mehr freuen wir uns, wenn wir abends zusammen im Kreis der Familie, der Freunde oder mit den Arbeitskollegen gemeinsam das Fasten brechen dürfen.

Es ist ein liebgewonnenes Ritual, bei dem Musliminnen und Muslimen nicht nur unter sich bleiben, sondern auch Andersgläubige miteinbeziehen. Im Ramadan gilt es, neben der Konzentration auf Allah und die besondere Spiritualität des heiligen Monats, auch die zwischenmenschlichen Beziehungen zu festigen. Das gemeinsame Fastenbrechen zählt zweifellos dazu.

Ebenso ist es im Ramadan üblich, sich mit den Menschen in Verbindung zusetzen, mit denen man zerstritten ist, die einen vielleicht enttäuscht oder persönlich verletzt haben. Oft steht einem dabei der eigene Stolz im Weg. Diesen zu überwinden ist nicht einfach. Aussprache und Versöhnung sind im Zustand der inneren Ruhe, die der Fastenmonat einem gibt, vielleicht am besten möglich. Umso erleichterter sind alle, wenn der Konflikt gelöst wurde und das persönliche Umfeld wieder voller positiver Energie ist.

Wie oft neigen wir dazu, uns über andere Menschen zu ärgern oder gar schlechtes über andere zu denken? In der Fastenzeit fehlt einem oft die Energie dazu, sich auf diese negativen Gedanken einzulassen, aber manchmal kommen sie doch hervor. Wir sollten uns bewusst bemühen und uns gut überlegen, ob man sich darauf einlässt. Jeder negative Gedanke raubt Energie und das nicht nur im Ramadan.

Wir trainieren unsere eigene Selbstdisziplin und handeln überlegter statt impulsiver, wenn wir uns von negativen Gedanken möglichst fernhalten. So lautet ein bekannter Hadith:

„Fasten ist ein Schild; wenn einer von euch fastet, soll er weder schlecht reden noch seine Stimme im Zorn erheben. Wenn ihn jemand angreift oderbeschimpft, soll er sagen: ‚Ich faste, ich faste!‘“ (Muslim)

Die Fastenzeit ist ein guter Zeitpunkt, damit zu beginnen. Die innere Einkehr, die Beschäftigung mit dem Koran und das erlebte Gemeinschaftsgefühl helfen einem dabei, geistig ein Stückchen mehr zu wachsen. Am Ende des Ramadans merken wir umso mehr, wie gut uns dieser Monat tat. (ab)