Ich fühle es nicht.

Ein Gastbeitrag von Sumayya Ahmed

Stell dir vor, eine Person erzählt, sie hat Probleme, ihre Spiritualität zu fühlen. Sie betet jeden Tag, jeden Tag erledigt sie pflichtbewusst ihre Gebete, aber sie fühlt nichts. Sie fühlt sich einfach nicht erfüllt. Sie fühlt, als würde jedes Gebet nur ein weiteres To-Do auf ihrer Checkliste sein, welches sie am Ende des Tages mit einem Haken markiert. Aber dieses Gefühl, dieses tolle Gefühl der Erfüllung stellt sich nicht ein. Was also nun?

Mit welcher Energie begegnen wir häufig Allah? Im Mangel oder mit der Vorfreude? Beten wir den Kick der Erfüllung an? Praktizieren wir unsere Gebete, um am Ende ein gutes Gefühl zu haben? Sehen wir das Gebet als Rettung, Erlösung und Heilmittel für jeden Schmerz, jeden Mangel und jede Not an? Oder beten wir allein und einzig Allah an, weil Er allein und unabhängig von unseren Bedürfnissen, Umständen und Bedingungen anbetungswürdig ist? Können wir vor dem Gebetsteppich stehen und die Dunja mal für einen Augenblick hinter uns lassen? Können wir uns für einen Augenblick selbst vergessen und uns nur auf unseren Schöpfer konzentrieren, Ihn ins Zentrum rücken und Ihn alleine anbeten, ohne Wenn und Aber?

Ich rate ihr statt Pflichtbewusstsein, mehr Genussbewusstsein zu kultivieren. Wie kann sie also mehr Genuss für das Gebet kultivieren? Wie kann sie ihre innere Haltung von einem Ich-Muss zum Ich-Will und Ich-freue-mich kultivieren? Hast du eine Idee?

Stell dir vor, du triffst Den König der Könige, Den Schöpfer jeder Ästhetik, Den Gütigen und Liebevollen und Erhabenen der ganzen Welt, Den Allwissenden, Allsehenden und Allhörenden, Den absolut Gerechten und höchsten Richter, den Mächtigsten aller Mächtigen, Allvergebenden und Allweisen, Der der Leben schenkt und in dessen Hand der Tod ist, Den Gestalter und Former jedes Lebewesens im Wasser, auf der Erde und in der Luft, Der Ewige, vor Ihm keiner war und nach Ihm keiner ist. Der Eine. Der Einzige. Stell dir vor, Ihm begegnest du, wann immer du willst, ohne Wartezeit und Vermittler. Direkt. Nimm dir einen Moment und verinnerliche diesen Gedanken. Atme. Was fühlst du? Fühlst du jetzt etwas Vorfreude?

Stell dir vor, du hast eine gute Seife, eine gut duftende Creme, einen guten Duft, den du dir als Körperduft aufträgst. Stell dir vor, du hast einen schönen Gebetsteppich, den du in einem Platz ausbreitest, der dir lieb ist, weil da vielleicht eine oder einige Pflanzen stehen und du das Gefühl hast, auch etwas Natur um dich zu haben. Stell dir vor, es ist Tag und die Sonne scheint, oder es ist Nacht oder Fajr und ein schönes Licht brennt und erleuchtet den Raum magisch. Stell dir vor, es ertönt ein Gebetsruf, der dich berührt und dich innerlich auf dein Gebet einstimmt. Stell dir vor, du stehst nicht alleine da, sondern es sind noch andere Personen da, die dir beim Gebet folgen und eine Verbundenheit stellt sich ein. Stell dir vor, es gelingt dir, während dem Gebet im Hier und Jetzt zu sein, fern von Raum und Zeit, in der Gegenwärtigkeit Allahs.

Ist es noch ein Ich-Muss oder ist es schon ein Ich-freue-mich? Es hilft Schönheit und Spiritualität proaktiv zu gestalten. Traue Dich!