Immer häufiger stoße ich in meiner Bubble auf eine bestimmte Karikatur mit Flüchtlingen: Zwei Frauen stehen jeweils vor einem Weg nach Europa. Eine Frau mit Kopftuch und einem dunkelhaarigen Kind und eine blonde Frau mit einem blonden Kind. Die Frau mit Kopftuch soll an die Flucht syrischer Flüchtlinge erinnern. Sie steht vor einem sandigen Weg, der von einem Schlagbaum und viel Stacheldraht versperrt wird. Die Frau ohne Kopftuch soll ukrainische Flüchtlinge repräsentieren, die über einen roten Teppich nach Europa marschieren dürfen. Die Karikatur kritisiert die Ungleichbehandlung von Flüchtlingen unterschiedlicher Herkunft. Eine Kritik, die teilweise ihre Berechtigung hat und sicherlich einer Aufarbeitung bedarf. Aber, muss diese Diskussion gerade jetzt geführt werden?
Bei Einigen hat dieser Diskurs eine dermaßen zentrale Bedeutung eingenommen, dass sie Berichten über die Situation ukrainischer Flüchtlinge jedes Mal mit einem bestimmten Wiederspruch begegnen: Aber der Umgang mit den syrischen oder muslimischen Flüchtlingen war anders, es gibt doppelte Standards usw. Eine beschämende Art des Opferneids, der von einer fast schon narzisstischen Ich-Bezogenheit geprägt ist.
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