Opferneid

Immer häufiger stoße ich in meiner Bubble auf eine bestimmte Karikatur mit Flüchtlingen: Zwei Frauen stehen jeweils vor einem Weg nach Europa. Eine Frau mit Kopftuch und einem dunkelhaarigen Kind und eine blonde Frau mit einem blonden Kind. Die Frau mit Kopftuch soll an die Flucht syrischer Flüchtlinge erinnern. Sie steht vor einem sandigen Weg, der von einem Schlagbaum und viel Stacheldraht versperrt wird. Die Frau ohne Kopftuch soll ukrainische Flüchtlinge repräsentieren, die über einen roten Teppich nach Europa marschieren dürfen. Die Karikatur kritisiert die Ungleichbehandlung von Flüchtlingen unterschiedlicher Herkunft. Eine Kritik, die teilweise ihre Berechtigung hat und sicherlich einer Aufarbeitung bedarf. Aber, muss diese Diskussion gerade jetzt geführt werden?

Bei Einigen hat dieser Diskurs eine dermaßen zentrale Bedeutung eingenommen, dass sie Berichten über die Situation ukrainischer Flüchtlinge jedes Mal mit einem bestimmten Wiederspruch begegnen: Aber der Umgang mit den syrischen oder muslimischen Flüchtlingen war anders, es gibt doppelte Standards usw. Eine beschämende Art des Opferneids, der von einer fast schon narzisstischen Ich-Bezogenheit geprägt ist.

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Gottes Barmherzigkeit dem Barmherzigen

Kann der Mensch gut sein, wenn er nur an sich denkt, nur an das eigene Fortkommen, an den eigenen Wohlstand? Kann in der reinen Beschäftigung mit sich selbst das Seligmachende liegen, wenn dabei das Leid um einen herum ignoriert wird? Kann der Mensch aufrichtig fromm sein, wenn die Auswirkungen dieser “Frömmigkeit” sich nur auf ihn selbst beschränkt?

Im Koran finden wir eine sehr eindringliche Beschreibung dessen, was Frömmigkeit für einen Muslim bedeuten sollte:

“Die Frömmigkeit besteht nicht darin,
dass ihr euer Angesicht gen Osten oder Westen wendet,
vielmehr ist Frömmigkeit,
an Gott zu glauben und an den Jüngsten Tag,
und an die Engel, an das Buch und die Propheten;
und das Geld, auch wenn man es liebt,
für die Verwandten, die Waisen und die Armen auszugeben
und für den “Sohn des Weges” und für die Bittenden und für den Sklavenfreikauf;
und das Gebet zu verrichten und die Armensteuer zu entrichten.
Die den Vertrag einhalten, wenn sie ihn abgeschlossen haben,
und die geduldig sind in Not und Missgeschick und Kriegszeit –
die sind es, die wahrhaftig sind,
die sind es, die Gott fürchten.” (2:177)

Der Vers liefert eine Blaupause für den Muslim, für den gütigen, gottesfürchtigen Menschen. Die Beschreibung beschränkt sich dabei nicht nur auf spirituelle, geistige Aspekte, sie ist vielmehr eine ganzheitliche Darstellung dessen, was den Menschen auf den Pfad der Frömmigkeit führt.

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