Es ist 2021 und es ist bereits der zweite Ramadan unter Pandemiebedingungen. Während viele Gläubige in dieser Zeit tagsüber auf Essen und Trinken verzichten, sich von schlechten Dingen fernhalten und sich verstärkt dem eigenen Kontakt zu Allah widmen, kommen die Pandemieeinschränkungen im Alltag erschwerend dazu, die dazu führen, dass wir nicht wie gewohnt in größerem Kreis zum Fastenbrechen und Gebet zusammenkommen können.
Für viele von uns ist das mittlerweile so etwas wie Routine, schließlich ist die Gesundheit ein hohes Gut, auch im Glauben.
Wie wir wissen, ist das Fasten im Ramadan Pflicht und Regel für erwachsene, gesunde Muslim*innen. Wie bei jeder Regel gibt es natürlich auch Ausnahmen davon. So müssen z.B. Kranke, Kinder, Schwangere und Reisende nicht fasten. Mit Ausnahme von Kindern sieht unser Glaube für diese Fälle unter anderem Ersatz in Form von nachgeholten Fastentagen bzw. die Speisung von armen Menschen vor:
„Wer jedoch krank ist oder sich auf einer Reise befindet, der soll eine (gleiche) Anzahl von anderen Tagen (fasten).“ [Al-Baqara:185]
„Und denjenigen, die es zu leisten vermögen, ist als Ersatz die Speisung eines Armen auferlegt“. [Al-Baqara:184]
Diese Regeln sind Erleichterungen, die Allah den Gläubigen jeden Ramadan anbietet und die man auch ohne schlechtes Gewissen annehmen sollte. Ich sage das deshalb noch einmal deutlich, weil ich in meinem Umfeld hin und wieder mal beobachte, dass sich Menschen fast schon dafür schämen, dass sie gerade nicht fasten können. Es gibt eigentlich keinen Grund sich zu schämen. Man fastet nicht für andere, sondern nur für Allah. Denn in einem Hadith unseres Propheten heißt es: „Allah sprach: ‚Alle Taten des Menschen, ausgenommen das Fasten, sind für ihn selbst. Aber das Fasten ist für mich. Und die Belohnung werde ich geben.’“
Keiner hat das Recht andere Menschen, die gerade nicht fasten dafür schräg anzugucken oder gar zu verurteilen. Selbst wenn derjenige gesund wäre und es eigentlich könnte. Es geht uns nichts an.
Das Fasten ist halt immer noch eine sehr persönliche Sache zwischen dem Gläubigen und Allah. Dass manche Mitmenschen dazu neigen, darin zuerst eine Angelegenheit des Kollektivs zu sehen, erhöht letztlich den Druck auf den Einzelnen und das ist nicht ok.
Dabei ist der Ramadan eine schöne Zeit, in der wir unsere individuellen spirituellen Erfahrungen freiwillig mit anderen teilen wollen. Im Moment in kleinem Kreis oder digital. Im nächsten Ramadan hoffentlich wieder so wie wir es kennen. Inshallah.