Allah hat den Koran für die Menschen als Wegweisung, als eine lebendige Botschaft auf unseren Propheten Muhammad hinabgesandt. Der Koran ist eine lebendige Schrift, die uns Hoffnung gibt, unsere Sinne aktiviert und uns Liebe und Barmherzigkeit erfahren lässt. Er enthält Botschaften, die durch die Rezitation und die Praxis belebt werden sollen.
Im Alltag geht diese Lebendigkeit leider oft verloren. Der Koran dient dann nur als Dekorationsmittel, mit dem wir unsere Wohnzimmerschränke schmücken oder mit dessen Schrift wir unsere Handys oder Facebook-Pinnwände verzieren. Dabei enthält er Botschaften, die wir im Herzen spüren sollten. Wir sollten den Koran lesen und über seine Verse reflektieren, damit wir sie im Alltag umsetzen können. Dabei geht es nicht um die normative Ebene, die in unserer Zeit zunehmend die essentiellen Aspekte unseres Glaubens überschattet. Es ist nicht immer alles „halal“ oder „haram“.
Die Verse des Korans sind in erster Linie für die Reinigung unserer Herzen und Seelen sowie für die Erziehung unseres inneren Selbst hinabgesandt worden. So wie der Charakter des Propheten den Koran selbst wiederspiegelte, so sollen die Botschaften des Koran unseren Charakter und unsere Beziehung zu unserer Umwelt prägen, so sagt Allah in Sure al-Baqara: „So, wie Wir zu euch einen Gesandten von euch geschickt haben, der euch Unsere Verse vorträgt und euch an Reinheit wachsen lässt und euch die Schrift und die Weisheit lehrt und euch lehrt, was ihr nicht wusstet“ (2:151).
Der Monat Ramadan bietet uns eine Chance, uns sowohl körperlich als auch seelisch zu „reinigen“, so heißt es in Sure Yunus: „O ihr Menschen, zu euch ist nunmehr eine Ermahnung von eurem Herrn gekommen und eine Heilung für das, was in den Brüsten ist, eine Rechtleitung und Barmherzigkeit für die Gläubigen.“ (10:57). Daher können wir die Fastenzeit nutzen, die übrigens nicht nur eine islamische Tradition ist, sondern auch von anderen Schriftbesitzern und Gemeinschaften vor dem Islam praktiziert wurde (2:183), und mit reinem Herzen und ohne Vorurteile unseren Mitmenschen begegnen. Diese gemeinsame Tradition erinnert uns daran, dass wir mit dem Propheten in einer Silsila, in einer Reihe mit allen Propheten vor ihm stehen. Und wenn wir diese Prophetenlinie bis Adam zurückverfolgen, gelangen wir zum Ursprung der Schöpfung, der die gemeinsame Basis aller Menschen ist.
Da der Koran als Wegweisung für alle Menschen im Monat Ramadan hinabgesandt wurde (2:185) und die Herzen der Menschen in diesem Monat besonders empfänglich sind, sollten wir die Zeit nutzen, um unsere Liebsten, Arbeitskollegen, Kommilitonen oder Nachbarn zum Fastenbrechen einzuladen. Der Kontakt zu Menschen, welcher Religion sie auch immer angehören, erinnert uns an unsere gemeinsame Basis. Gerade in diesem Monat sollten wir mehr Nächstenliebe und Barmherzigkeit spüren und aufrichtige Beziehungen pflegen. Aufrichtigkeit, gerechtes Handeln, Ausgewogenheit und intensive Beziehungen können helfen, unsere gesellschaftlichen Probleme zu erleichtern oder sogar zu lösen. (Ein Gastbeitrag von Mohamed Matar)