Ich erinnere mich gut an die Besuche bei Verwandten und Freunden, an die geselligen Runden beim üppigen Abendessen. Gerade jetzt wäre so ein gemütliches Beisammensein für viele von uns eine willkommene Abwechslung im derzeit pandemiebeschränkten Alltag. Diese Gelegenheiten kommen bald wieder, keine Sorge.
Wenn wir nicht nur auf die Speisen bei diesen Besuchen schauen, sondern auch auf unsere Essgewohnheiten im Alltag, werden viele feststellen, dass fast bei jeder Gelegenheit etwas vom Tier dabei ist. Sei es in Form von Fett, Wurst, Milchprodukten oder eben Fleisch.
Gerade Fleisch und dessen Erzeugnisse sind fast täglich dabei. Für viele von uns ist es quasi täglicher Bestandteil der Ernährung ohne, dass man groß darüber nachdenkt.
Wir haben hier in der Vergangenheit bereits über die Grundidee hinter dem Begriff halal (erlaubt) in Bezug auf Fleischverzehr und vor allem Tierwohl gesprochen, welche einigen Menschen nicht immer so bewusst ist. Die Häufigkeit, mit der wir Fleisch heute konsumieren, ist kein Vergleich zur Generation unserer Eltern und Großeltern. Der Gedanke, dass Tiere, die für unsere Nahrung sterben müssen, ständig verfügbare und unendliche Rohstofflieferanten sind, zeigt auch, dass wir diese Lebewesen nicht immer mit dem gebührenden Respekt als solche wahrnehmen, sondern diese wie Sachen betrachten.
Dabei ist genau diese Betrachtungsweise im Islam fremd, denn dieser betrachtet Tiere gar als „Völker“ mit Rechten, die genauso wie die Menschen ihrem Schöpfer gegenübertreten:
„Keine Tiere gibt es auf Erden und keinen Vogel, der mit seinen Schwingen fliegt, die nicht Völker wie ihr sind. Nichts haben WIR in dem Buch übergangen. Letztlich werden sie zu ihrem Herrn versammelt.“ (Sure 6, Vers 38)
Was zeigt uns dieser Vers aus dem Koran? Er zeigt uns, dass wir Menschen eine besondere Verantwortung gegenüber der Natur mit all ihren Lebewesen haben. Er zeigt uns auch, dass der Mensch keinen Anspruch darauf hat, Lebewesen als ständig verfügbare Sache zu betrachten. Verantwortung gegenüber alles Lebenden heißt auch Demut zu haben und zu leben. Sei es bei der sparsamen Verwendung von natürlichen Ressourcen oder bei der Betrachtung von Fleisch als das, was es eigentlich ist: eine Kostbarkeit, die man selten essen sollte oder auf die man ganz verzichtet.