Diskriminierung, Ausgrenzung, schwierige Lebensbedingungen – es gibt viele Gründe und Anlässe, um als Mensch die Hoffnung zu verlieren oder zu verzweifeln. Berufliche oder gesundheitliche Rückschläge, familiäre Probleme, niemand hat eine Sicherheit dafür, von solchen Schicksalsschlägen verschont zu bleiben. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, mit solchen Schwierigkeiten umzugehen. Jeder Mensch wird sicherlich unterschiedlich reagieren. Hoffnungslosigkeit ist dabei eine Reaktionsform, die für den Betroffenen besonders zerstörerisch sein kann.
Sowohl die Propheten von denen der Koran berichtet, als auch unser Prophet Mohammed (Allahs Friede sei mit ihm) waren nur zu gut vertraut mit Schwierigkeiten, Angriffen und Rückschlägen. Der Verlust der Hoffnung war jedoch keine Alternative für sie. Ihre Botschaft war es vielmehr, Hoffnung aufrecht zu erhalten, selbst in den schwierigsten Momenten ihrer Gemeinschaft Stärke zu vermitteln.
Die Sure Jusuf (Joseph) im Koran wurde gerade in solch einer Zeit der Trauer und Not herabgesandt. Die Herabsendung fiel in eine Zeit, die später als das „Jahr der Trauer“ bezeichnet werden sollte. Der Prophet hatte seine geliebte Ehefrau Chadidsche, die erste Muslimin nach dem Propheten selbst, und seinen Onkel Abu Talib verloren, der ihm gegen alle Widerstände der mekkanischen Elite Rückendeckung und Sicherheit gegeben hatte. Zudem war der Druck auf die muslimische Minderheit in Mekka besonders stark angestiegen.
In dieser Situation erinnerte die Sure Jusuf die Gläubigen an das Hoffen in Allah. Denn das Hoffen in Ihn ist Teil des Glaubens im Islam. Das Gleichnis des Propheten Jusuf (Joseph) erzählt eine mehr als turbulente Lebensgeschichte. Vom behüteten, geliebten Sohn zum verstoßenen und zurückgelassenen Bruder, der als Sklave in den Palast kommt, verleumdet im Gefängnis landet und schließlich zur rechten Hand des Königs aufsteigt. Bei allen Widrigkeiten verliert Jusuf nie seine Hoffnung und seinen Glauben in die Hilfe Allahs.
Der Verrat seiner Brüder, die Intrige, der er ausgesetzt war, sein Gefängnisaufenthalt, er ließ sich von dem Erlebten nicht die Hoffnung und die Zuversicht nehmen, dass es wieder besser werden wird. Jusuf gibt dabei ein besonderes Ideal wieder, eine besondere Form der Widerstandsfähigkeit, der Resilienz gegenüber dem Erlebten. Nicht jeder der Propheten konnte diesem Beispiel folgen, doch wurde auch ihnen die Hilfe Allahs, der Ausweg aus ihrer Ausweglosigkeit zuteil:
„Erst wenn die Gesandten jede Hoffnung aufgaben und glaubten, als Lügner betrachtet zu werden, kam Unsere Hilfe zu ihnen. Damit erretteten Wir, wen Wir wollten.“ (12:110)
Diese Auseinandersetzung mit Leid und Trauer ist im Koran keine Strafe Gottes, es ist Teil der Prüfung des Menschen auf Erden. Es sind vielmehr Möglichkeiten für ihn, an diesen Herausforderungen zu wachsen und selbst in den widrigsten Erfahrungen etwas Positives finden zu können.
„Oder glaubt ihr etwa, in das Paradies einzutreten, ohne dass euch das Gleiche traf wie die vor euch? Es traf sie Unglück und Not, und sie wurden so hin- und her geschüttelt, dass der Gesandte und die Gläubigen bei ihm sprachen: »Wann kommt Allahs Hilfe (endlich)?« Doch Allahs Hilfe ist nahe!“ (2:214)
Auch unser Prophet stand Herausforderungen und Schwierigkeiten gegenüber, die er zu meistern hatte. Allah sagt ihm und damit auch uns zu, uns in dieser Situation nicht alleine zu lassen. Jede Schwierigkeit kommt mit ihrer eigenen Erleichterung und bietet uns die Möglichkeit, in unserem Leben weiter voranzuschreiten:
„Haben Wir dir nicht deine Brust geweitet und deine Last von dir genommen, die so schwer auf deinem Rücken lastete? Und (haben Wir dir nicht) dein Ansehen erhöht? Doch wahrlich, mit (jeder) Schwierigkeit kommt (auch) Erleichterung! Und wenn du (mit etwas) fertig bist, dann bemühe dich weiter. Und widme dich ganz deinem Herrn.“ (94:1-8) (ek)