Zum Freitagsgebet zu gehen, das hat für uns etwas von Frieden und Sicherheit. Wir treten ein in diesen Raum und schauen nach vorn. Höchstens zur Suche eines guten Freundes, eines anderen freundlichen Gesichts geht der Blick zurück zur Tür. Wir schauen nach vorn.
Manche lauschen der Predigt, andere sind in stiller Kontemplation in sich versunken. Die Ruhe ist es, die viele von uns anspricht, der Frieden, der Segen, der mit dem Frieden eng umschlungen kommt. Wir sitzen auf Teppichen, auf Steinböden, auf provisorischen Bet-Teppichen, und wir schauen nach vorn.
Ihm gedenken wir, seiner Gnade, seiner Liebe für uns, und wie wenig dieser Liebe wir ihm zurückgeben können. Das Freitagsgebet gehört zu den Zeiten, in der wir die Gegenseitigkeit am intensivsten spüren. Nebeneinander sitzen wir, schenken Almosen in Form von Lächeln nach links und rechts und wir schauen nach vorn.
Das Freitagsgebet bedeutet Sicherheit, wir beten es nur dann, wenn es Sicherheit gibt. Nicht im Krieg, nicht im Konflikt. Es ist das Gebet des Friedens. Wir beten es hier, weil wir uns hier sicher fühlen, weil wir uns nicht fürchten müssen, weil wir nicht ängstlich über die Schulter schauen müssen, denn wir schauen nach vorn.
Männer sind dort, Frauen sind dort, unsere Kinder stehen in unseren Reihen. Schulter an Schulter stehen wir und öffnen unsere Herzen dem Gebet. Wer dieses Gebet schon einmal beobachtet hat, wird sich über die Stille wundern – nicht weil geschwiegen wird, es ist die innere Ruhe, die nach außen tritt. Und dabei schauen wir nach vorn.
Heute schauen wir zurück. Der Blick wird zur Tür wandern. Ja, es wird nichts passieren, und dennoch wird es diesen Zweifel geben, diese Sorge. Um den Nachbarn, den man nicht kennt, vielleicht vorher noch nie gesehen hat, mit dem man jetzt Schulter an Schulter vor Gott steht, um den sorgt man sich und schaut zurück zur Tür. Um das kleine Kind, das lachend und verspielt durch die Reihen rennt, unschuldig und voller Leben, um das sorgt man sich und schaut zurück zur Tür. Um den Verlust von Sicherheit sorgt man sich, um den Verlust der Gewissheit, Frieden zu haben, Ruhe – und schaut zurück zur Tür. Aber, wer wird zur Tür blicken, wenn wir alle zum Gebet aufstehen. Alle Schulter an Schulter stehen und nach vorne schauen. Ein Gebet mit dem Blick zurück, das kann es nicht geben.
Wer steht heute vor der Tür und sagt: „Schaue nach vorn, mein Bruder, meine Schwester, ich bin hier. Hier bin ich und stehe dafür, dass Du nach vorne schauen kannst. Hier bin ich und stehe dafür, dass Du sicher beten kannst, sicher leben kannst. Hier bin ich und stehe mit Dir, gegen den Hass, gegen diese Niedertracht, hier direkt vor der Tür, damit Du nicht nach hinten blicken musst. Vertraue mir, und schaue nach vorn.” (ek)
“Führe uns den geraden Weg, den Weg derer, denen Du Gnade erwiesen hast, nicht den Weg derer, die dem Zorn verfallen sind und irregehen!” (Sure Al-Fatiha, Vers 6-7)