Es vergeht wohl kaum ein Tag, ohne dass wir uns über einen anderen Menschen aufregen. Sei es zu Hause, in der Familie, im Straßenverkehr, an der Kasse im Supermarkt oder auch in den sozialen Medien, immer wieder gibt es Situationen, in denen wir Anstoß nehmen am Verhalten unserer Mitmenschen. Wir entrüsten uns dann über die Ignoranz dieser Leute, über ihre Rücksichtslosigkeit, über ihre Eitelkeit und ihre mangelnde Einsicht. Zuweilen prangern wir sie sogar öffentlich an, indem wir unseresgleichen auf diese Fehlverhalten aufmerksam machen und Bestätigung für unsere Erregtheit suchen.
Seien wir aber einmal ehrlich! Schlecht über andere zu denken ist Ausdruck eigenen Hochmuts. Ob wir es zugeben mögen oder nicht, wenn wir uns über jemanden echauffieren, dann tun wir dies doch stets in dem Glauben, ihm/ihr überlegen zu sein. Wir erheben uns über diese Person und maßen uns an, sie zu be- und zu verurteilen. Insgeheim gefallen wir uns in der Rolle des vermeintlichen Kritikers, der die Dinge beim Namen nennt, ohne uns allerdings auch nur im Ansatz unserer eigenen Vermessenheit bewusst zu werden. Unser Moralismus ist also in Wirklichkeit nur eine versteckte Selbstgefälligkeit, eine Form der Selbstüberhebung, die wiederum der Koran aufs Schärfste verurteilt: „Er (Allah) liebt nicht die Hochmütigen.“ (Koran 16:23)
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