“Da trieb ihn seine Seele, seinen Bruder zu töten.
Und er tötete ihn.
So wurde er zu einem der Verlierer.” (Maida, 30)
Dieser Vers, er ist so schwer, so traurig und tragisch. Ein kurzer Vers, der viel Leid in sich birgt. Er lässt uns in einen Abgrund blicken, in den wir eigentlich nie blicken wollen. Wie böse kann denn unsere Seele werden, dass sie uns gar zum Mord an einem der uns Nächsten treiben kann?
Der Vers stammt aus der Schilderung des Gleichnisses von Kain und Abel im Koran, oder wie sie in der islamischen Tradition genannt werden, Habil und Qabil. Das Gleichnis gehört zu den gemeinsamen Themen von Koran und Talmud. Und selbst die Sumerer haben in einem sehr alten Mythos um ihren Bauerngott Enkimdu und ihren Jagdgott Dumuzi ein ähnliches Thema der brüderlichen Auseinandersetzung vor Tausenden von Jahren aufgegriffen. Das Gleichnis, die Mahnung die in ihm steckt, scheint so alt und so tiefgründig wie die Menschheit selbst zu sein.
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