Muslime mit einem Migrationshintergrund aus Ländern mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung sind diesem Phänomen sicherlich schon begegnet. Ein religiös unterlegter Nationalismus, der das Islamverständnis in den Ländern eng umschlungen hat. Der Islam scheint gemäß dem nationalistischen Verständnis ohne Nation nicht zu funktionieren, das Dasein als authentischer Muslim nur in einer türkischen, arabischen, marrokanischen oder bosnischen Prägung möglich zu sein.
Und selbst hier in Deutschland treffen wir auf identitäre Vertreter dieser Haltung: Ein guter Muslim kann nur der sein, der sich seines Türken-, Araber- oder Bosniertums bewusst ist und dies bewahren kann. Die Religion wird zu einer nationalen Sache, die unbedingt mit der Herkunftsnation verknüpft werden muss.
Kann man dann überhaupt hier in Deutschland Muslim sein? Kann es den Islam ohne eine nationale Einfärbung geben? Gibt es den Islam immer nur in Kombination mit einem nationalistischen Bewusstsein, mit einem übersteigerten Bewusstsein vom Wert und der Bedeutung der Nation?
Als Begründung für diese “notwendige Verknüpfung” wird zumeist auf die Tradition verwiesen, auf ein überliefertes Verständnis von Religion, zu dem die Nation ohne wenn und aber dazu gehört. In dieser Form hat man die Religion von den Vorausgegangen gelernt, so muss sie auch weitergelebt und -gegeben werden. Weiterlesen “Und geheiligt sei nicht die Nation”