Es gibt Haltungen, Emotionen, die sind mindestens so alt wie die Schöpfung des Menschen. Vertrauen ist solch eine Emotion. Das Vertrauen Allahs gegenüber dem Menschen. Trotz aller Zweifel der Engeln gegenüber der Schöpfung des Menschen, ihrem Verweis auf seine Neigung zu Verderben und Blut vergießen, spricht der Schöpfer dem Menschen sein Vertrauen aus:
“Und als dein Herr zu den Engeln sprach: »Siehe, Ich will auf der Erde für Mich einen Sachwalter einsetzen«, da sagten sie: »Willst Du auf ihr einen einsetzen, der auf ihr Verderben anrichtet und Blut vergießt? Wir verkünden doch Dein Lob und rühmen Dich.« Er sprach: »Siehe, Ich weiß, was ihr nicht wisst.«” (2:30)
Fast genauso alt ist eine andere Emotion, eine andere Haltung: der Hochmut. Die Schöpfung des Menschen ist auch hier der Anlass für diese Haltung. Iblis ist es, der seinen Hochmut nicht in Zaum halten kann. Über die Natur von Iblis gibt es unterschiedliche Überlieferungen. Allen ist gemeinsam, dass er eine hohe Stellung bei Allah hatte. Er war angesehen, er hatte einen Namen. Dies wurde aber auch zu seinem Verhängnis.
Nach der Erschaffung des Menschen wies Allah teala die Wesen des Himmels an, sich vor seiner Schöpfung nieder zuwerfen.
“Und als Wir zu den Engeln sprachen: »Werft euch vor Adam nieder!« – da warfen sie sich nieder, außer Iblis, der sich aus Hochmut weigerte und so zu einem der Ungläubigen wurde.” (2:34)
Iblis sah dieses Gebot als eine Ehrerbietung gegenüber Adam an. Einem Geschöpf, dem er eine niedere Position als sich selbst zuschrieb. Dabei vergas er, dass nicht ihm diese Wertung zustand, sondern nur Allah. Die Niederwerfung galt nicht Adam, sie war eine Anerkennung und Lobpreisung des Schöpfungsaktes Allahs. Nicht dem Geschöpf galt die Niederwerfung, sondern dem Schöpfer.
Der Hochmut lag in der Wertzuschreibung, die Iblis vornahm. Er stellte sich über andere, blickte auf sie herab. Dabei ging es gar nicht darum, ob der Wert Adams höher war oder der Wert Iblis. Das Bewerten an sich war bereits sein Fehler.
Die Geschichte von Iblis ist nicht die einzige Warnung im Koran vor dem Hochmut. Auch in den Ratschlägen des Propheten Luqman an seinen Sohn, wird das Thema aufgegriffen.
“Und sei gegen die Menschen nicht hochfahrend und stolziere nicht eitel auf der Erde herum. Siehe, Allah liebt keinen eingebildeten Prahler.” (31:18)
Beim Hochmut handelt es sich nicht um eine Lappalie, um eine kleine Sünde, der man einfach nebenher frönen könnte. In einem Ausspruch, einem Hadis, setzt der Prophet den Hochmut in Kontrast zum Glauben an Allah.
“Wer einen senfkorngroßen Glauben (Iman) im Herzen trägt, der wird nicht in die Dschahannam (Hölle) eintreten; wer ein senfkorngroßes Teil an Hochmut in seinem Herzen trägt, der wird nicht in das Paradies eintreten.” (Muslim, Iman) (ek)