Die einfachste Form unseren Kummer loszuwerden ist die Möglichkeit darüber reden zu können. Tatsächlich kann die verbale Kommunikation für eine „Entleerung“ dessen sorgen, was wir nicht mehr in uns tragen möchten, da wir das Gefühl haben, dass es unserer Seele schadet. Bei solchen Konflikten mit uns selbst und seelischen Belastungen tuen uns Dialoge mit Bezugspersonen besonders gut. Das sind Menschen, zu denen wir eine gewisse Nähe verspüren und Vertrauen aufgebaut haben.
Es ist schön, wenn unsere sozialen Grundbedürfnisse nach Familie und Freundschaft gedeckt sind und wenn wir auch in Krisensituationen auf sie zählen können. Ist das nicht der Fall, empfinden wir eine „Leere“. In solchen Fällen haben wir die Möglichkeit uns professionelle Hilfe zu holen und können z.B. bei einer Gesprächstherapie uns etwas von der Seele reden. Manchmal beobachten auch wir Menschen, die Selbstgespräche führen, und halten sie für „gestört“, weil wir einen Gesprächspartner für selbstverständlich und einen Monolog als sinnlos betrachten. Wir wünschen uns einen Zuhörer, der uns Feedback über unsere Sätze gibt. Was einen guten Zuhörer ausmacht, hat der berühmte Psychoanalytiker Erich Fromm in seinem Werk Von der Kunst des Zuhörens zusammengefasst und stellt dabei vor allem die Empathiefähigkeit und Aufmerksamkeit des Zuhörers in den Vordergrund. Der Zuhörer soll in der Lage sein, sich in die Situation seines Gesprächspartners hineindenken und mit ihm mitfühlen zu können.
Doch wie sieht es in der Realität aus? Steht uns so ein idealer Zuhörer zur Verfügung? Hat unser Lebenspartner, unsere Mutter, unser Freund oder unser Therapeut Zeit zum Zuhören oder ist diese Zeit begrenzt? Wie aufmerksam sind sie dabei, haben sie uns wirklich verstanden? Sehnen sie sich möglicherweise selbst nach einem Zuhörer? Wie enttäuscht waren wir am Handy, als wir feststellen mussten das unser Teilnehmer nicht erreichbar ist?
Bei dem Gebet oder Bittgebet haben wir die Möglichkeit Kontakt zu Gott aufzunehmen, der Lebendig und Beständig ist, den weder Schlummer noch Schlaf überkommt (2:225). Gott lässt uns seine Nähe spüren und lädt uns zum Gespräch ein: „Wahrlich, ich bin nahe. Ich antworte dem Ruf des Rufenden, wenn er mich anruft.“(2:182). Was für ein schönes Gefühl und was für eine Gnade, zum Schöpfer selbst sprechen zu können. Der Schöpfer, der Allwissend ist und uns am Besten kennt, sogar die tiefsten Geheimnisse, die wir uns selbst nicht einzugestehen wagen. Er schenkt uns zu jeder Sekunde die Gelegenheit, unsere Wünsche und unsere Sorgen vor Ihn zu bringen. Damit befreit Er uns auch von der Last der Abhängigkeit von Menschen. Natürlich schließt diese unermessliche und unermüdliche Verfügbarkeit Gottes die Kommunikation der Menschen untereinander nicht aus. Das Gebet erfüllt unsere Herzen und mobilisiert Kräfte in uns, unsere Sorgen und Nöte anzupacken und zur inneren Mitte zu finden, da wir direkten Kontakt zur Quelle der Schöpfung aufnehmen.
Der Prophet fasste diese überragende Bedeutung des Gebetes bei einem seiner eigenen Gebete selbst folgendermaßen zusammen:
O Du, der Du jede Stimme hörst, o Du, der Du die Seelen wiederbelebst nach dem Tode, o Du, der Du nicht übereilst, weil Du nicht fürchten musst, dass die Frist verstreicht, o immerwährend Beständiger, o Du, der die Pflanzen sprießen lässt und die verwesten Gebeine belebt – Im Namen Gottes! Ich verlasse mich auf Gott und vertraue auf den Lebendigen, der niemals stirbt, und werfe alles auf Ihn, was mich quält. Denn es gibt keine Macht und keine Kraft außer bei Gott, dem Erhabenen, dem Weisen. (sbk)