Der liebevolle Umgang mit Tieren

Im Internet kursieren schreckliche Bilder von Tieren, die gejagt, misshandelt oder ausgehungert ihrem Schicksal überlassen werden. Die Mode- und Lederindustrie lässt Tiere gewaltsam für ihre Habgier leiden. Sogenannte Trophäenjäger, die aus Mordlust töten, posieren mit ihrer Beute, sexuell gestörte Menschen vergewaltigen Tiere, um sich zu befriedigen. Angebliche Tierliebhaber und –halter sind mit der Pflege ihrer Tiere überfordert und setzten sie einfach aus und lassen sie verhungern und verdursten. Der gewaltsame Umgang mit Tieren darf keinen Platz in unserer Gemeinschaft haben, denn Tiere sind auch Lebewesen und haben ein Daseinsrecht, das nicht gewaltsam geraubt werden darf.


Allah offenbart dieses gleichberechtigte Daseinsrecht in Sure 6, Vers 38: „Weder gibt es ein Tier auf Erden noch einen Vogel, der mit seinen Flügeln fliegt, die nicht, gleich euch, Gemeinschaften (umam) wären. Nichts ließen wir im Buch unbeachtet. Vor ihrem Herrn sollen sie dann versammelt werden.“ Allah bezeichnet somit die Gemeinschaften der Tiere als umma, ähnlich wie die Gemeinschaft der Gläubigen. Die Gemeinschaften der Tiere stehen also auch in einer Beziehung zu Allah, so wie es Menschen tun. Sie sind nicht nur einfach bedeutungslose Kreaturen in der Schöpfung Allahs.


Doch der respekt- und liebevolle Umgang mit der Schöpfung Allahs bezieht sich nicht nur auf Tiere, sondern auf die gesamte Schöpfung, auf unsere gesamte Umwelt. So sagt der Prophet (saw) in einem Hadith: „Dem Barmherzigen ist Allah barmherzig. Seid barmherzig gegenüber denen, die auf Erden sind, dann sind auch die im Himmel (Allah und die Engel) barmherzig zu euch.“


Es ist eine verdienstvolle und ehrwürdige Tat, Tiere zu beschützen und liebevoll mit ihnen umzugehen. Dazu erzählte der Prophet seinen Gefährten folgende Geschichte: „Während ein Mann unterwegs war, spürte er starken Durst. Er kletterte in einen Wasserbrunnen hinab und trank daraus. Als er wieder draußen war, sah er einen Hund, dessen Zunge heraushing und vor starkem Durst den Sand fraß. Der Mann sagte zu sich: ‚Der Hund wurde vom starken Durst genauso befallen wie ich.’ Er füllte dann seinen Schuh mit Wasser, hielt diesen mit seinem Mund fest, kletterte hinauf und tränkte den Hund damit. Da dankte ihm Allah dafür und vergab ihm (seine Sünden).“ Die Leute sagten: „O Gesandter Allahs, erhalten wir auch einen Lohn (von Allah) wegen der Tiere?“ Der Prophet erwiderte: „Für jedes Lebewesen gibt es einen Lohn!“


Der Prophet sprach sich deutlich gegen Tierquälerei aus und ermahnte seine Gefährten, Tiere gut zu behandeln: „Fürchtet Allah in Bezug auf die Tiere, die ihren Willen nicht aussprechen können.“ Tierhalter müssen verantwortungsbewusst mit ihren Tieren umgehen und für ihre Pflege und Nahrung sorgen. Es ist Menschen verboten, Tiere zu töten, außer zum Zwecke der Nahrungsaufnahme und selbst dieses Töten unterliegt bestimmten Regeln: „Das Vieh: Er schuf es für euch. Wärme und Nutzen sind in ihm, von ihm könnt ihr essen. Schönheit liegt in ihm für euch, wenn ihr es heimtreibt und wenn ihr es hinaustreibt. Eure Lasten trägt es in Land, dass ihr sonst nur mit Mühe erreichen könntet. Siehe, euer Herr ist wahrhaftig gütig, barmherzig. Und die Pferde, die Maultiere und die Esel. Auf dass ihr darauf reitet und als Zierde (Sure 16, Vers 5-8).“ Allah ermahnt uns hier, die Tiere auch als Schönheit und Quell der Freude zu sehen, und nicht nur als reine Nutztiere. Das Jagen von Tieren für eine Trophäensammlung, die Nutzung von Tieren als Zielscheibe für Schießübungen und Schautierkämpfe sind damit eine Verletzung ihrer Rechte als Geschöpfe Allahs.


Tiere sind als Teil der Schöpfung auch ein Zeichen (aya) und verweisen wie alle anderen Zeichen auf Seine Barmherzigkeit (rahma): Allah benennt selbst die zahlreichen Zeichen aus der Natur- und Tierwelt, die auf Sein Wesen hindeuten. In Sure 16 („Die Biene”), Vers 68-69 offenbart Allah den Bienen Sein Wissen. Das bedeutet Allah kommuniziert auf eine besondere Weise mit den Bienen. Allah bezeichnet den Honig der Bienen als ein Heilmittel und als ein Zeichen für die Menschen, die reflektieren.
Tiere sind ein besonderer Teil der Schöpfung und der Respekt gegenüber den Geschöpfen Allahs bedeutet auch Respekt vor Allah selbst. Möge Allah unsere Herzen erweichen und Mitgefühl für alle seine Geschöpfe empfinden. (sbk)