Zeit der Freude, Zeit der Vergebung

Wieder ist der Ramadan schnell vorüber gegangen. 30 Tage, in denen
Muslime weltweit zwischen dem Beginn der Morgendämmerung und Sonnenuntergang nicht nur auf Essen und Trinken verzichtet haben, sondern auch mit den Augen, Ohren und mit dem Mund gefastet haben. Sich von negativen Dingen ferngehalten haben.

Dabei scheint es so, als ob dieser ganz besondere Monat erst wenige Tage
alt ist. Jetzt hat man sich gerade an den Rhythmus zwischen spätem Essen
und innerer Einkehr gewöhnt, und schon folgt mit dem Beginn des
dreitägigen Ramadanfestes am Ende der Fastenzeit der sehr deutliche
Übergang in den gewohnten Alltag. Das Ramadanfest ist aber nicht nur ein
Fest, bei dem man sich darüber freut, dass man die Fastenzeit geschafft
hat und nun wieder normal essen und trinken kann.

Dieses Fest ist vielmehr auch eine Art Abschlussprüfung der eigenen
charakterlichen Stärke. Haben wir im Ramadan zuerst den körperlichen
Bedürfnissen wie Hunger, Durst oder der Libido widerstanden, haben wir in
den vielen Gebeten, besonders in den letzten Tagen des heiligen Monats
für die Vergebung der Sünden zu Allah gebetet, die wir in der
Vergangenheit begangen haben? Und das in einem inneren Zustand der
Ruhe, den wir erst einmal durch das Fasten herstellen mussten?

Die abschließende Prüfung besteht nun in unserer eigenen Fähigkeit zur
Versöhnung und Vergebung. Viele Musliminnen und Muslime nutzen die
Feiertage, um sich mit zerstrittenen Familienangehörigen, Freunden oder
Arbeitskollegen zu versöhnen. Nicht immer fällt dieser Schritt einem leicht,
wenn die persönlichen Verletzungen tiefer liegen, als es zuerst den
Anschein hat. Sollte sich eine Chance auf eine Aussprache ergeben, sollte
man sie nutzen. Nicht immer werden sich die Probleme mit einem
Gespräch klären lassen, aber ein Anfang wäre getan.

Im Übrigen gilt das für unseren Umgang mit allen Menschen in unserer
Umgebung, ganz gleich ob es das ältere christliche Ehepaar von
nebenan ist, mit dem man einen Nachbarschaftsstreit hatte oder die
eigenen Geschwister, über die man in der Wut sehr unschöne Dinge
gesagt hat.
Nutzen wir diese nächsten drei Tage gut. Möge das diesjährige
Ramadanfest uns allen nur Gutes bringen.

In diesem Sinne ein gesegnetes Ramadanfest! (ab)

(ab)