Persönliche Ramadan-Bilanz

Wir sind am Ende des Ramadan angelangt. Ein Monat liegt hinter uns, dessen Tage wir fastend und dessen Nächte wir im Gebet verbracht haben. Wir haben uns darum bemüht, die uns auferlegten Rituale und religiösen Pflichten in der besten Weise zu erfüllen.

Wir haben Acht gegeben auf den Beginn der Morgendämmerung und damit den Beginn der täglichen Fastenzeit. Wir haben Acht gegeben auf den Sonnenuntergang und damit den Beginn unseres Iftar. Wir haben Geborgenheit gefunden in den nächtlichen Teravih-Gebeten.

Wir haben auf all diese Details geachtet und uns darum bemüht, gute Muslime zu sein.

Aber der Ramadan ist auch der Monat der guten Taten. Wie oft haben wir es geschafft, in diesem Monat einen anderen Menschen glücklich zu machen? Wie viele segensreiche Taten haben wir vollbracht, damit die Gesellschaft, in der wir leben, eine bessere und glücklichere ist, als sie es zum Beginn des Ramadan war?

Der Monat Ramadan ist der Monat der Geduld. Der Lohn für unsere Geduld ist das Paradies. Aber damit ist nicht nur die Geduld gemeint, auf Essen und Trinken zu verzichten. Es kommt vielmehr auf die Geduld an, die wir im Angesicht der Herausforderung zeigen. Sind wir geduldig gewesen mit den Schwächen unserer Mitmenschen? Sind wir geduldig gewesen im Umgang miteinander?

Der Monat Ramadan ist der Monat der Hilfeleistung. Wie oft ist es uns gelungen, einem anderen selbstlos zu helfen? Hatten wir ein Auge dafür, wer in unserem Umfeld auf Hilfe angewiesen ist? Konnten wir ihm helfen, ohne dass er um diese Hilfe bitten musste?

Der Prophet Mohammed (s.a.s.) sagt, “Gott hat uns 11 Monate geschenkt, damit wir in diesen Monaten essen, trinken und von seinen reichen Gaben kosten, mit denen er uns gesegnet hat. Aber der Monat Ramadan ist der Monat Gottes. Hütet euch in ihm vor euren Begierden.”

In den vergangenen Tagen ging es nicht nur darum, zu verzichten. Es ging auch und gerade darum, wachsam zu sein. Wachsam gegenüber unserer eigenen Schwäche und Unvollkommenheit. Und wachsam zu sein, dass sich dieses Leben nicht nur um uns dreht, sondern auch und gerade darum, wie wir dieses Leben für andere verbessern können.

Wenn nun der Ramadan ausklingt, sind es diese Fragen, denen wir uns stellen müssen und die wir – jeder ganz persönlich für sich – beantworten müssen. Und je nachdem, welche Antwort wir finden, sollte diese Antwort uns für die kommenden 11 Monate begleiten und in unseren Taten anleiten und uns hoffen lassen, dass wir am Ende dieser 11 Monate wieder die Gunst Gottes erfahren, einen Ramadan zu erreichen und ihn in der für uns und andere Menschen besten Weise zu durchleben.

Diese Gedanken und diese Hoffnung möge jeden von uns begleiten, wenn wir nach dem letzten Tag des Ramadan unsere Verwandten und Freunde in die Arme schließen und mit ihnen die Freude über den zurückliegenden Ramadan feiern. (mk)